Juni 2017  Indien

 

Donnerstag den 01.06.2017
Heute bin ich früh auf den ich will mir die Stadt  beim ersten Sonnenstrahl von oben anschauen. Nur  das Wetter spielt nicht mit, denn es ist stark bewölkt als ich von der Altstadt hoch zum verfallenen Königspalast steige.
 

Steil hoch geht der Trampelpfad da merke ich schon dass ich mich auf 3500m befinde, wo die Luft dünner wird.
 


Das Tor zum Königspalast ist noch geschlossen, obwohl geöffnet von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang angeschrieben steht. So steige ich direkt weiter hoch zum Namgyal Tsemo Tempel und dem alles überragenden Castele at Tsemo.
 

Von hier oben hat man einen fantastischen Rundumblick
 


Das rote viereckige Gebäude ist der Namgyal Tesmo Tempel. Auf dem Bild ist fast nur das Dach zu sehen. Auch hier ist die Tür noch verschlossen. Also klettere ich auf einen kleinen Gipfel von dem aus die Gebetsfahnen zum nächsten Gipfel und zum Castele at Tsemo gespannt sind. Der richtige Platz um inne zu halten und ein paar Minuten den rundum Blick zu genießen. Nach dem Abstieg in die Altstadt mache ich noch mal ein Foto vom Palast.
 


Ein wenig mehr Sonne wäre natürlich schöner gewesen. Dafür bekomme ich ein strahlendes Gesicht als ich im  Tourismusbüro nach frage ob die Straße nach Manali  offen ist.  Die junge Dame meint Morgen oder Übermorgen aber ich könnte schon losfahren denn ehe ich am ersten Pass wäre, ist die Straße offen. Das hört sich doch schon mal gut an.
Nach dem was ich über diese Straße gelesen habe, muss sie durch wunderschöne abwechslungsreiche Landschaften führen. Die Strecke ist aber auch sehr anstrengend da sie über mehrere hohe Pässe führt und zur einspurigen Schotterpiste wird. Das diese Etappe kein Kindergeburtstag wird ist mir klar, aber mich kann auch so schnell nichts mehr schocken. Zur Feier des Tages werde ich mir jetzt ein Bier trinken, das erste Bier nach dem Lake Dal.“ Dann man Prost“



 
Freitag den 02.06.  Heute hat mein Freund Angelo Geburtstag

Meine Kegelbrüder treffen sich heute um den monatlichen Kegelabend miteinander zu verbringen. Ich wäre gerne dabei. „Vill Spaß an de Freud“ und gut Holz.
Am letzten Tag in Leh nehme ich mir nach dem Frühstück das Norwid vor.  Da ich mich jetzt auf der Strecke Leh- Manali auf einige Schotterpisten und auch vielleicht auf Schnee einstellen muß, wollte ich vorne den schmalen und genähten Reifen gegen einen breiteren Mantel austauschen. Das Fahrradgeschäft hier in Leh hatte nichts Passendes da. Ein Fahrradverleiher ganz in der Nähe von meiner Unterkunft hatte einige Räder vor der Tür stehen und was sieht meine geübtes Auge, ein Rad mit noch zwei guten Schwalbe Mondial  26x200 Drahtreifen, genau das was ich suche. Da ich mit ihm schon morgens über meine Tour gesprochen hatte, kommen wir schnell ins Geschäft. Er bekommt von mir die zwei schmalen Schwalbe Reifen die ich in Yangon gekauft hatte und ich bekomme die Modial und leg noch mal 2000,-INR drauf.
Einen der Reifen montiere ich auf die Vorderradfelge der andere Pneu kommt hinten auf den Packsack als Ersatzreifen. Gegen Mittag ist das Rad wieder in einem fast neuen Zustand. Um die letzten Besorgungen zu erledigen gehe ich in die Altstadt. Es ist sonnig und gutes fotografier Wetter.
 

Der Buddha Tempel mitten in der Stadt
 

Auch die Moschee liegt auf der Fußgänger Zone
 

Eine schöne Gebetsmühle wartet nur darauf von mir abgelichtet zu werden.
 

Eine mani Mauer


Die weiß getünchte Mauer verbindet die Gebetsmühle mit dem Gebäude mit dem goldenen Dach. Sie  ist bedeckt mit unzähligen Gebetssteinen. Diese Mauern sieht man häufig hier in Ladakh meist neben weißen Stupas.
 

Mein schönes und preiswertes Heim der letzten Tage

(Die Adresse lautet: Skyland Guesthaus  Upper Tukcha Road Leh)


Morgenfrüh mache ich mich auf den Weg nach Manali. Auf der ca. 430 Km lange Strecke gibt es einige Pässe zu bezwingen, der Höchste der Tanglan La ist 5300m hoch und kommt zuerst. Drückt mir die Daumen das das Wetter schön bleibt.

 

 

 

Samstag den 03.06.

Bei bestem Radelwetter schwing ich mich um kurz vor sieben Uhr in den Sattel und gebe meinem Norwid die Sporen, denn es geht bis zum Dorf Choglamsar Bergab wo ich wieder ins Hindus Tal gelange.

 

Wenn man ein Ziel hat versucht man auf dem rechten Weg zu bleiben.

 

Ein Buddhistisches Meditation Zentrum

 

Als ich mich heute Morgen von meinem Gastgeber verabschiedete gab er mir noch den Tipp, doch bis Rumtse zu fahren die letzte Siedlung vor dem Tanglang La Pass, dort gibt es ein gutes Home Stay wo ich übernachten kann. Das Ziel steht fest und 80Km müssten machbar sein. Die Straße folgt nun dem Hindus bergauf. Vorbei an vielen Militärlagern, dann komme ich zum schönen Dorf Shey wo es nicht nur einen Palast zu besichtigen gibt sondern auch einen malerischen See.

 

 

Ein paar Kilometer weiter, man kann es schon von weiten sehen, thront das Kloster Thikse wie eine Festung auf einem Berg

 

Hier kann man unten eine schöne Mani Mauer sehen mit den Gebetssteinen. Jeder der Steine hat eine Inschrift eingemeißelt. Hier im Hindus Tal sind auf beiden Seiten vom Fluss viele alte Klöster zu sehen, sie sind meist hoch oben auf dem Berg gebaut.

 

Im Ort Upshi kaufe ich frisches Roti ein (dünnes Fladenbrot) und nachdem ich den Hindus überquert habe ist Tee Time.

 

Nun windet sich die Straße durch ein enges Tal, einen Bachlauf folgend bergauf. Die schroffen Felsen ragen in den blauen Himmel als wäre der Berg umgekippt.

 

 

Nach dem Dorf Lato weitet sich das Tal und es bieten sich wieder ganz neue Ausblicke auf eine Fantastische Bergwelt. “Hoffentlich ist auf meiner Festplatte im Kopf noch genügend Platz um all die schönen Bilder abzuspeichern“

 

 

Ich bin froh und geschafft als endlich die Siedlung Rumtse (4200 müNN) vor mir liegt. Hier bekomme ich ein Zimmer für 500,- INR das Bad ist gleich neben an. Es soll sogar heißes Wasser geben wenn der Strom da ist. Nach dem ich mich häuslich eingerichtet habe genieße ich die Abendsonne mit einem heißen Tee und schreibe diesen Text. Heißes Wasser gibt es nicht da der Beueler defekt ist, dafür aber ein gutes Abendessen.

 

Tagesdaten: 80 Km / 7:15 Std in Fahrt / 1293m Anstieg und 435m Abstieg

 

 

 

Sonntag den 04.06.

Im Zimmer ist es 10 Grad plus und das waschen mit dem eiskalten Wasser ist gewöhnungsbedürftig, so wie das eiskalte Duschen gestern Abend war. Da wäre mir fast das Herz stehen geblieben. Aber wie lautet die alte Fernspäher Wahlspruch: Alles was uns nicht umbringt macht uns nur noch härter.

Draußen, als ich aufs Velo steige zeigt das Thermometer 0 Grad an, aber da die Upshi-Sharchu Road direkt ansteigt wird mir schnell warm.

 

Die höchste asphaltierte Straße der Welt

 

Alle fünf Kilometer mache ich eine kurze Trinkpause, denn es ist wichtig in den Höhen genügend zu trinken. Mir geht es erstaunlich gut doch einige Anzeichen der großen Höhe merke ich auch. Druck im Kopf verspüre ich und Kurzatmigkeit stellen sich bei Anstrengung ein. Kraftsparendes Fahren durch gleichmäßige Trittfrequenz ist wichtig. Lieber mal einen Gang zurück schalten wenn noch einer da ist. Bewusst und rhythmisch durch den Mund ein- und ausatmen, dabei die verbrauchte Luft richtig tief ausstoßen, so kann ich die Symptome der Sauerstoffarmen Luft lindern.

 

Die Serpentinenstraße von oben

 

Dieses Foto habe ich in der Tee Pause in einer Kehre gemacht. Bei Tageskilometer 16.7 und auf einer Höhe von 4877m. Bei der Andenüberquerung war der höchste Pass 4850 m üNN.

 

Umso höher ich komme desto mehr Schnee türmt sich noch neben oder halb auf der Fahrbahn auf.

 

Der Mann wohnt hier Oben im Zelt

 

Bei dem Straßenarbeiter bedanke ich mich für den guten Straßenzustand mit einem Paket Kekse. Mit den letzten Kilometern habe ich schwer zu Kämpfen. Die Kraft lässt nach und ich muss öfters anhalten bis mein Puls und Atmung sich beruhigt haben.

 

Der Taglang La mit seinen 5328m ist erreicht

 

Der zweithöchste befahrbare Pass der Welt ist auf dem Schild zu lesen.

 

Eine Stunde Rast ein Omelette eine Nudelsuppe und heißen Tee brauche ich um wieder fit für die 21 Km Abfahrt nach Debring zu werden.

 

Blick ins neue Tal

 

Kurz nach 16:00 Uhr erreiche ich die acht Häuser, die auf einer Hochebene gelegen, das Dorf Debring sind. Dort bekomme ich einen schlichten Raum zum Übernachten und ein Abendessen. Hier gibt es keinen Strom, kein fließendes Wasser und an Internet und Handyempfang ist schon gar nicht zu denken.

 

Tagesdaten: 53 Km / 7:10 in Fahrt / 1362m Anstieg und 708m Abstieg / Aktuelle Höhe 4646 müNN

 

 

 

Montag den 05.06.

Gut ausgeruht erwache ich nach acht Stunden Schlaf und fühle mich gut. Der Druck im Kopf ist auch verschwunden, wenn jetzt noch die frischen Brötchen und der dampfende Bohnenkaffee auf den Tisch kommen bin happy.

 

Anstatt dessen gibt es löslichen Kaffee und Müsli und ich bin trotzdem zufrieden und freue mich auf den neuen Radtag.

 

Meine Gastgeberin schüttet mir noch einen Tee auf bevor ich mich verabschiede

 

Über ein fantastisch schönes Hochtal verläuft die Straße und steigt dabei von mir unbemerkt an. Hirten

mit ihren Herden haben oberhalb der Straße ihre Zelte aufgeschlagen und so sehe ich Schafe, Ziegen, Pferde und Yak.

 

Eine Yak Herde

 

Das sind schon urtümliche Tiere

 

Der Highway schlängelt sich über die Hochebene.

 

Keine Stromleitung keine Sendemasten, wenn man sich die Straße jetzt noch weg denkt, so wird es auch vor ein paar hundert Jahren nicht anders ausgesehen haben.

 

Die Natur bereitet sich auf einen kurzen Sommer vor und lässt die Gräser sprießen sobald der Schnee getaut ist und es wärmer wird.

 

Im Netz ist die Höhe von meinem heutigen Zielort Pang mit 4500m angegeben. Sieben Kilometer sind es nur noch bis dahin und ich befinde mich noch auf 4775m. Gerade noch zweifele ich an der Richtigkeit der Angaben, als mich der Anblick von diesem Canyon fast aus dem Sattel wirft.

 

Da habe ich überhaupt nicht mit gerechnet

 

Nun geht es eine schmale teilweise holprige Straße runter bis auf den Grund der Schlucht, wo das Dorf Pang und ein Militärlager sich befinden. Hier reihen sich die Restaurants aneinander die auf den Durchgangverkehr der Motorradtouristen eigestellt sind.

 

Mit dem Sonam Pangri Motel finde ich was passende für mich.

 

Ein einfaches Zimmer für mich kostet 500,- INR die Gastgeberin macht mir auf mein Bitten einen halben Eimer warmes Wasser damit ich mir mal die Haare waschen kann.

 

Tagesdaten: 46 Km / 3:45 Std Fahrtzeit / 256m Anstieg und 368m Abstieg / Aktuelle Höhe 4527m

Radbild 8733

 

 

 

Dienstag den 06.06.

Heute ist Hannis Geburtstag. In der Kathedrale meines Herzens brennt immer eine Kerze für sie.

Es ist lausig kalt im Canyon um 6:00 Uhr verlasse ich Pang.

 

Ein neuer Radtag wirft seine Schatten voraus

 

Grottenschlechte Piste aber grandiose Landschaft

 

Die schmale Schotterpiste windet sich den Canyon hoch durch enge Schluchten wo auch noch ein reißender Gebirgsbach fließt. Der Weg ist Stückweise aus dem Fels geschlagen. Es ist unvorstellbar aber das ist die einzige direkte Straßenverbindung zwischen Manali und Leh wo natürlich auch LKW verkehren.

 

Der Lachung La Pass 5086m üNN

 

Nach 3:40 Stunden intensiven fahren, schieben und zerren erreiche ich die Passhöhe doch um eine Pause einzulegen ist es zu lausig. So ziehe ich mich warm an schieße ein Passfoto und mache mich auf ins Tal.

 

Die Zelte und auch der nächste Anstieg zum Naeela Pass sind zu erkennen.

 

Bald kann ich auch schon die Zeltkolonie im Tal erkennen aber da die Straße dorthin auch sehr schlecht ist brauche ich für die sieben Kilometer und 305 Höhenmeter bergab eine Stunde. In einem der Zeltrestaurants bestelle ich mir Essen und heißen Tee. Nach einer guten Stunde nehme ich Pass Zwei in Angriff.

 

Der Nakeela Pass in 4943m Höhe

 

Die Sonne hat es geschafft die Wolkendecke aufzureißen und es wird direkt wärmer, doch für die folgende Abfahrt ziehe ich wieder die Jacke drüber.

 

Der Spruch passt

 

Hier beginnt der Gata Loops runter bis zum Fluss

 

Nach 21 Serpentinen auf guter Straße bin ich im Flusstal angekommen

 

Noch 25 km sind es noch bis zum Camp Sarchu immer dem Fluss bergauf folgend. In der der Ferne kann ich das Camp schon mit bloßem Auge erkennen, doch es sind  noch 12 Km bis dahin. Bald merke ich auch warum, denn die Straße muss einem Nebenfluss 3 Km in die Berge folgen, um dort über eine abenteuerliche Brücke auf die andere Seite des Flusses zu gelangen. Nun geht es den Nebenfluss entlang zurück bis zur Mündung. Es hat sich zugezogen und die Uhr zeigt 18.30 Uhr als ich die Wellblechhütten Siedlung Sarchu erreiche. Ich miete mir eine Hütte wo normal 6 Personen rein passen für mich alleine. Waschen ist nur draußen am Wasserfass möglich. Eine warme Mahlzeit und heißen Tee nehme ich noch zu mir, dann schlüpfe ich in meinen Schlafsack.

 

Tagesdaten: 79 Km / 9:20 Std im Sattel / 1201m Anstieg und 1369m Abstieg bewältigt

 

 

 

Mittwoch den 07.06.2017

Wie fast jeden Morgen wenn ich keinen Wecker stelle werde ich um Fünf Uhr wach. Fühle mich erstaunlich gut nach dem gestrigen recht anstrengenden Radtag.

 

Frühstück in der Blechbox

 

Nach dem ich gefrühstückt habe, schaue ich nach draußen was das Wetter macht. Es hat in der Nacht leicht geschneit, und wieviel oben auf Passhöhe?

 

Es hat geschneit

 

Es ist 7:30 Uhr die Sonne lugt zaghaft durch die Lücken in der dichten Wolkendecke, das reicht schon um den Schnee auf dem Wellblechdach schmelzen zu lassen. Das Rad ist gepackt und ich pedale los. Nach einem Kilometer kommt ein Checkpoint die Schranke ist runter. Ist der Pass gesperrt? Muss ich dann in diesem scheußlichen Nest warten? Diese Gedanken schießen mir in dem Moment durch den Kopf. Gott sei Dank es ist nur Passkontrolle weil ich jetzt in den Bundesstaat Himachal Pradesh einreise. Der Beamte meint, von mir nach dem Straßenzustand gefragt, schlecht aber der Schnee würde schnell von der Straße wegtauen. Das tut es auch aber gewaltig als die Sonne rauskommt. Bei Tageskilometer 27 kommt ein Bach und die Brücke ist nicht mehr befahrbar. Ein deutscher Motorbiker, wie sich später herausstellt, steht mitten im Bach die Maschine springt nicht mehr an. Seine Freunde stehen auf der anderen Seite und schauen hilflos zu. Ich ziehe Schuhe und Strümpfe aus und zieh das Bike aus dem Bach. Den Freunden sag ich noch die Meinung als ich mein Rad, jetzt mit Radsandalen an den Füßen durch den Bach geschoben habe. Nach dem ich wieder Socken und Schuhe anhabe geht’s weiter.

 

Straßensperrung

 

Kurz vor dem Pass ist die Straße gesperrt weil der alte Schnee auf die Straße gerutscht ist, aber ein Radfahrer kommt fast überall durch.

 

Ein Passfoto

 

Den Pass mit den Fünf a; im Namen Baralacha La mit seinen 4917 m Höhe erreiche ich nach 33 km. Ein Indischer Tourenfahrer kommt gerade richtig um das Passfoto zu machen. Er sagt mir, dass noch eine Radlerin unterwegs auf dem Weg nach oben ist. Die junge Britin ist mit kurzer Radlerhose und wenig Gepäck unterwegs.

 

 

Auf guter Straße rausche ich förmlich ins Tal, vorbei an einem gefrorenen See im Suraj Tal und durch eine Allee von Schneeskulpturen die der Schneeräumer, die Sonne und der Wind geschaffen haben. In einem drei Seelen Ort Zing Zing Bar mache ich Mittagspause bevor ich auf der schlechter werdenden Straße weiter ins Tal rolle. Zwei Bachdurchquerungen sind noch zu bewältigen bevor der letzten Anstieg des Tages beginnt. Die Straße verläuft oben am Hang entlang und unten zwängt sich der Fluss durch das enge Tal.

 

Und plötzlich stehe ich mitten in einer Ziegen Herde

 

Hinter der nächsten Kurve kann ich auch schon mein heutiges Ziel sehen, den Ort Darcha.

Jetzt geht auf einer Schotterpiste runter zum Ort.

 

Wenn man genau hinschaut kann man die weißen Zelte des D.D.C. erkennen wo ich später auskommen werde.

 

Im Ort hängen junge Männer ein Schild auf 1km bis zum D.D.C. Camp. Um dorthin zu kommen muss man runter zum Fluss über die Brücke und dem schmalen steilen Sträßchen folgend welches hoch zum Darcha Dangma Camp führt. Wunderschön am Hang gelegen auf einer Wiese stehen hier die Zelte die mit einem Doppelbett und einer separaten Kabine mit Toilette ausgestattet sind. Ich buche zwei Übernachtungen denn ich scheine im Paradies angekommen zu sein.

 

Tagesdaten: 81 Km / 7:40 Std Fahrzeit. /841m Anstieg und 1821m Abstieg

 

 

 

Donnerstag den 08.06.

Den Tag nutze ich zum Aufladen meiner Akkus und die der elektrischen Geräte. Schreibe die Berichte der letzten beiden Tage und genieße bei kurzen Spaziergängen die schöne Landschaft.

 

Es ist ein wirklicher Geheimtipp dieses Camp

 

Meine Bleibe für zwei Nächte

 

Das erste Mal nach Leh befinde ich mich wieder unter 4000 Meter und meine Lungen freuen sich über das Mehr an Sauerstoff. Bäume und saftig grüne Blumenwiesen sind ein Anblick den ich auch lange nicht hatte und ein wenig an die Heimat erinnern.

 

Die Farbe Grün hatte sich Rar gemacht in der letzten Zeit

 

 

Durch dieses Tal werde ich Morgen nach Keylong Radeln in der Hoffnung dass es dort ein Internet Café gibt und ich die Berichte und Fotos an Ingo schicken kann.

 

 

 

Freitag den 09.06

Die Hoffnung hat sich mehr als erfüllt, denn ich habe in Keylong im Hotel Tashi Deleg ein schönes Zimmer bekommen mit Free Wifi. Nach all der grandiosen Natur zur Abwechslung mal eine Stadt mit richtigen Häusern, Geschäften, Hotelzimmern mit heißer Dusche und all diesen Luxus den ich seit Leh nicht mehr hatte. Aber das ist nur ein Intermezzo denn Übermorgen setze ich zum Endspurt der Himalaya Rundreise an. Noch zwei Tage geht es dann weiter durch das Gebirge und findet seine Krönung mit dem Rotang Pass 3980 müNN und der folgenden 50 Km Abfahrt nach Manali das auf 2050m Höhe liegt.

 

Das Paradies hat doch einige Macken. In der Früh hatte die ganze Anlage kein Wasser. Der Chef der mit mir gestern Abend abrechnen wollte ist nicht erschien und glänzte auch heute Morgen durch Abwesenheit. Ich rechne mit dem Koch ab und trete endlich um 8:30 Uhr in die Pedale.

 

Manali ist schon recht nah aber der Rotang La lieg noch dazwischen.

 

Nach sieben Kilometern pedalen kommt der Ort Jispa der sich voll auf die Motorbiker eingestellt hat. Auf einer Länge von 2000 Metern findet man rechts und links der Straße, Hotels, Home Stays und Camps. Auch danach noch stehen Zeltsiedlungen im Tal.

Ich muss mich noch mal Anstrengen denn die Sarchu-Manali Road schraubt sich Kehre für Kehre den Steilhang hoch bis auf 3407m und bleibt eine ganze Weile auf dem Niveau. Nach 30 Km kommt Keylong in Sicht.

 

Ortsanfang von Keylong

 

Die ganze Stadt klebt in einer Höhe von 3111m an einem Steilhang. Ich fahre runter ins Zentrum und denke erst mal nicht daran, dass ich hier übermorgen wieder hoch muss. Um 12:00 mache ich schon vom Dach des Hotel Tashi Deleg das erste Foto. Wiedermal habe ich auf Anhieb das passende Hotel gefunden.

 

Über den Dächern von Keylong

 

Nach dem ich Ingo die Daten Berichte und Fotos von den letzten 6 Tagen zugeschickt habe mache ich einen Stadtbummel und tätige dabei meine Einkäufe. Morgen schaue ich mir die außergewöhnliche Stadt und ihre Bewohner etwas näher an.

 

Gebetsmühle

 

Tagesdaten: 35 Km / 3:30 Std in Fahrt / 482m Anstieg und 667m Abstieg

 

 

 

Samstag den 10.6.

Ein geräumiges Bad, fließend heißes Wasser das muss ich ausnutzen und wasche meine schmutzige Wäsche. Auch mein Norwid bekommt eine Abreibung und jetzt hat es wieder ein glänzendes Fell.

Anschließend spaziere ich durch die Stadt. Wenn man wie ich die Hauptstraße verlässt, geht es entweder steil hoch oder genauso steil runter.

 

 

Da darfst du nicht ins Stolpern geraten                     Menschen produzieren Müll

 

Unterwegs war es erstaunlich sauber außer ein paar Wasserflaschen die Touristen aus ihren Autofenstern geworfen haben sah man keinen Müll.  

Ich spaziere runter Richtung Fluss wo ich mir einige Felder anschaue auf denen Gemüse und Kartoffeln angebaut werden. Hier wird jedes noch so kleine Stück Land genutzt. Damit ist vielleicht schon erklärt warum die Menschen ihre Häuser am Steilhang errichtet haben, weil jedes Stück ebener Boden für die Landwirtschaft gebraucht wird.

 

 

Die beiden Frauen machen gerade Tee Pause und laden mich ein auf einen Milch Tee und süßes Gebäck. Die junge Frau spricht englisch und übersetzt ihrer Schwiegermutter worüber wir reden. Sie sind dabei Unkraut zu jäten bei ihrem mit Kohlrabi bepflanzten Feld. Sie sind gar nicht zufrieden mit dem Wachstum der Pflanzen. Wieder auf der Hauptstraße kaufe ich Tomaten, Zwiebel und eine Gurke ein und bereite mir einen Salat zu. Frischen Paneer (Käse), Öl und Sojasoße dazu einfach lecker.

 

Abendliche Stimmung

 

Morgen werde ich bis zur Siedlung Koksar pedalen, die am Fuße des Rohtang Pass liegt, um am nächsten Tag über den Pass nach Manali zu fahren.

 

 

 

Sonntag den 11.06. 2017

Das Tashi Deleg Hotel im Dorf auf der Hauptstraße kann ich nur wärmstens empfehlen. Das Preis–Leistungs–Verhältnis stimmt und ein gutes Restaurant und kompetentes Personal runden das Bild ab. Um 7 Uhr 40 habe ich mich verabschiedet und bei 12 Grad und lockerer Bewölkung mache ich mich auf den Weg nach Khoksar, die Siedlung ist nur 46 km entfernt. Nach dem ich mein Velo das supersteile Stück hochgeschoben habe, bin ich auch bald auf dem Manali Highway der jetzt mehr oder weniger den Bach entlang bergab bis ins Chandra Tal führt. Dort überquere ich den Bach um dann Flussaufwärts den Chandra River entlang zu pedalen.

 

Noch sieht alles nach einem lockeren Vormittagsausflug aus

 

Doch etwas Später wird das Tal enger und die Straße steigt höher und höher fast auf 3300 Meter. Ich denke noch so da brauchst du schon Morgen nicht so viel zu klettern, da geht es wieder runter.

 

Drei Bäche muss ich überqueren

 

Nach 3 Std.25 min. habe ich 35 Km geschafft und lege eine Pause ein. Kurz zuvor bin ich an dem neuen Tunnel Projekt vorbeigekommen. Hier wird der neue Rohtang Tunnel gebaut.

 

Jetzt sind es nur noch 10Km bis zur Siedlung Khoksar wo der Manali Highway den Fluss überquert und die Passstraße beginnt. Hier wird eine neue Brücke gebaut und die Arbeiter mit ihren Familien wohnen in primitiven Unterkünften direkt an der Baustelle.

 

 

Im Home Stay Chepan, direkt gegenüber der neuen Brücke, bekomme ich ein großes sauberes Zimmer das Bad mit heißem Wasser ist direkt neben an. Was Braucht man mehr.

 

Seit Tagen merke ich, dass ich eine Druckstelle am Allerwertesten habe, gefühlt so groß wie eine Erbse, gestern war es schon wesentlich mehr. Heute hatte ich das Gefühl mir wächst da ein Drittes Ei. Was tun?  Ich liege schon im Bett und denke an morgen. Wenn ich nicht irgendwas mache kann ich den Rohtang Pass nicht fahren. Ich stehe noch mal auf mache alle Lampen an, desinfiziere die Schere nehme die Taschenlampe und den Spiegel vom Fahrrad. Die OP Vorbereitungen sind getroffen. Das Schwierigste kommt aber noch, genau die Stelle zu finden wo der Pfropf sitzt. Irgendetwas hängt immer im Weg rum. Endlich habe ich die Stelle und kurzer Sticht und Blut und Wasser laufen raus. Die Erleichterung tritt sofort ein. Die Stelle noch mal desinfizieren und Heilsalbe drauf dann zurück ins Bett. Jetzt bin ich guter Hoffnung, dass Morgen der letzte Pass an die Reihe kommt, der Rohtang La mit 3980 mÜNN.

 

Tagesdaten: 46 Km / 4:35 in Fahrt / 749 m Anstieg und 674m Abstieg

 

 

 

Montag den 12.06.

Nach acht Stunden erholsamen Schlaf bin ich schon bevor der Wecker klingelt wach. Mein Hintern fühlt sich gut an, mal schauen wie es ist, wenn ich im Sattel sitze. Jetzt wird erstmal gefrühstückt denn die Kalorien werde ich brauchen. Um 6Uhr 10 rasten meine Schuhe in das Klicksystem der Pedale ein und es beginnt der letzte Tage der Etappe der Himalaya – Rundfahrt.

 

Blick auf Khoksar in der ersten Kehre.

 

Die Manali Highway hat den Namen Highway nicht mehr verdient denn er ist bald nur noch eine holprige, steinige und matschige Piste. Oft genug muss ich das Rad schieben, nicht weil es zu steil wäre nein durch die dicke Steine und den Matsch ist es zu gefährlich zu Fahren denn gerade am Morgen ist viel Verkehr auf der Piste. Für die LKW, die wie ich auch nur im Schritttempo die Passstraße hochkriechen mache Platz aber die PKW sollen nur warten da können die hupen wie sie wollen.

 

Da habe ich schon die Hälfte des Anstiegs geschafft

 

Schöne Aussicht fast vom gleichen Punkt aus aufgenommen

 

Ungefähr fünf Kilometer unterhalb der Passhöhe kommt mir ein Jeep entgegen und im Fond des Wagens sehe ich ein bekanntes Gesicht. Es ist der Franzose mit dem ich mich in der Zeltkolonie vor dem Anstieg zum Nakeela Pass, unterhalten habe. Da war er allein mit dem Motorrad unterwegs. Jetzt mit Guide und Fahrer.

 

 

Kurz drauf rollen die Räder meines Norwid wieder auf Asphalt was für eine Wohltat

 

Den Rohtang Pass auf 3983m üNN. erreiche ich nach 20 km intensivem Pedalen

 

Die Passhöhe ist schon von weitem zu erkennen denn überall sind Autos geparkt und die indischen Touristen, meist aus Delhi kommend wo es jetzt 40 Grad sind, stehen auf dem Sulzschnee und machen Selfies oder lichten ihre Lieben ab. Die Wintersportler haben sich auf der Hinfahrt Skianzüge und Schuhe geliehen. Die Shops habe ich später kurz vor Manali gesehen. Damit der Kunde seinen Shop wiederfindet sind sie durchnummeriert. Nr. 264 habe ich noch gesehen bevor ich nach Old Manali abgebogen bin. Das muss schon ein lohnendes Geschäft sein.

Hier auf der Passhöhe ist es mir zu laut und zu schmutzig denn ihre Wegwerfmentalität haben sie aus dem Flachland mitgebracht. „Das finde ich zum Kotzen und macht mich wütend.“  Nichts wie weg hier denk ich mir und ziehe mich warm an für die Abfahrt.

 

 

Die schier endlos erscheinende schmale Bergstraße windet sich in atemberaubenden Kurven den Berg hinunter. Am Ende werden es 2107 Höhenmeter bergab gewesen sein. Die Bilder verändern sich jetzt schnell, von einer felsigen Schneelandschaft bis hin zu einer idyllischen Berglandschaft wie wir sie aus Österreich oder der Schweiz kennen.

 

Fast wie daheim in Europa

 

Das Verkehrsaufkommen ist gewaltig, aber jetzt noch in Richtung Pass so dass ich gut durchkomme und um 15:00 Uhr in Manali bin. Jetzt noch ein Stück hochpedalen und als ich die Brücke passiere bin ich in Old Manali wo es noch etwas ruhiger zugeht als in New Manali. Genau gegenüber der Brücke fällt mir ein Guesthouse auf mit großen Laubengängen dort frage ich nach. Nach einigem Verhandeln werde ich mich mit dem Chef einig und ich buche erstmal vier Nächte.

 

Das Gaurav Guesthouse

 

Großes helles Zimmer mit Bad das fließend warmes Wasser hat. Free Wifi ist jetzt wohl wieder selbstverständlich. Apropos Po von dem habe ich nichts gemerkt. Er hat jetzt Zeit zu heilen.

 

Tagesdaten: 74Km / 7:15 Std in Fahrt / 978m Anstieg und 2107m Abstieg bewältigt

 

-----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

Für all die sich mit dem Gedanken spielen die Tour zu fahren hier die  die wichtigsten Daten der Hochgebirgstour:

 

Jammu – Leh – Manali: 1.227 Km / 19 Rad Tage / 11 Pässe / 18.933m Anstieg  / 16,397m Abstieg

Von  Jammu  nach  Leh:    733 Km  /  11 Rad Tage  /  6 Pässe  / 11.771m Anstieg   /   8.251m  Abstieg

Von  Leh  nach  Manali:     494 Km /    8 Rad Tage  /   5 Pässe /   7.162m Anstieg  /    8.146m  Abstieg

-----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

 

 

 

Dienstag den 13.06. und Mittwoch den 14.06

Ich sitze auf dem Bett um diesen Text zu schreiben, dabei fällt mein Blick auf die kleine Brücke über die jeder muss der nach Old Manali will oder es verlässt. Das Guesthouse war schon eine gute Wahl. Die Lage ist hervorragend und es funktioniert alles, was in Indien nicht immer der Fall ist. Gestern Abend habe ich schon die ersten teile Wäsche im Eimer mit heißem Wasser eingeweicht, die ich heute Morgen zum Trocknen auf die Dachterrasse hänge.

 

Viele Menschen viele Shops in Manali

 

Neu Manali erreicht man zu Fuß über die Straße in einer knappen halben Stunde. Man könnte ja auch ein Tuk Tuk nehmen doch meist ist das schmale Sträßchen hoffnungslos verstopft so dass man zu Fuß schneller ist. In der Stadt erledige ich meine Einkäufe und bekomme sogar richtigen Käse.

 

Alter Baumbestand im Stadtwald

 

Den Weg durch den Stadtwald finde ich per Zufall. Er verläuft parallel zur Straße und ist viel angenehmer und ruhiger zu gehen.

 

 

Nachmittags schau ich mir den Rummel in der Unterstadt an der ganz auf die Wünsche der Indischen Touristen abgestimmt ist. Hier ist es wie auf einem Jahrmarkt, angefangen von Geisterbahn über Go-Kart fahren bis zum Bullen Reiten. Und allerlei Imbiss Buden, Garküchen und Speiselokale aller Art.

 

Man kann schon ahnen wie es ausgeht, eine Drehung und er liegt wie ein Käfer auf dem Rücken.

 

Am Mittwoch den 14.06 schaue ich mir die Oberstadt an. Von der Brücke führt die schmale Straße unentwegt hoch. Rechts und links sind Restaurants Cafés und Shops aller Art vertreten. Die Auswahl an Hotels, Hostels und Guesthouses ist groß und es ist in jeder Preisklasse was zu bekommen. Was in Kaschmir noch undenkbar ist, hier in Old Manila haben israelische Touristen den Ort fest in der Hand.

 

Bis zum Manu Tempel, wo gerade eine Gruppe Hari Krishna Jünger eingetroffen sind, gehe ich hoch.

 

Ich finde auch das wirkliche alte Manali, was nicht weit weg vom Hauptweg liegt. Dort kann man die alten Bauerhäuser sehen die heute noch genutzt werden, was aber die wenigsten interessiert.

 

Die ruhigen Alten

 

Die jungen Wilden

 

Morgen mache ich eine Wanderung zum nahegelegenen Dorf Vashisht wo es heiße Quellen und einen Wasserfall zu bestaunen gibt.

 

 

 

Donnerstag den 15.06.

Nach dem der dritte Eimer mit Wäsche auf der Leine hängt, natürlich ohne Eimer, und dann wieder alle Sachen clean sind wandere ich los mit dem Ziel das Dorf Vashisht, welches auf der anderen Seite des Beas River liegt. Dafür muss ich aber zurück nach Neu Manali und dort über die Brücke die den Beas River überspannt. Nach ca. 2 Km kommt dann der Abzweig hoch nach Vashisht.

 

 

Der Ort ist gleichzeitig Pilgerort der Hindus wegen des Tempels und Treffpunkt der Backpacker Scene. Vom Hippie, Rentner, Aussteiger bis jungen Leuten die noch ihren Weg suchen ist alles vertreten.

 

Alter und neuer Teil des Tempels

 

Schöne Schnitzarbeit ein Fenster im neuen Tempel

 

Eine wahre Selfie Orgie vor dem Tempel

 

Die Beiden haben die Ruhe weg

 

Da ich gelesen habe, dass die heiße Quelle zur Spülküche der Einheimischen verkommen ist, suche ich sie erst gar nicht. Den Wasserfall hätte ich fast übersehen und war schon zu weit Hochgeklettert. Aber wenn man wie ich so viele Fälle gesehen hat ist dieser nichts Besonderes. Auf dem Rückweg wo ich auch einen Nebenweg finde der wieder ins Tal führt, sehe ich noch einige typische alte Häuer für diese Region.

 

 

Nach vier Stunden bin ich wieder im Guesthouse. Am späten Nachmittag spaziere ich noch mal hoch in die Oberstadt und wen treffe ich da zum dritten Mal auf der Reise, den Franzosen. (habe schon wieder vergessen nach dem Namen zu fragen) er ist noch eine Stunde im Ort dann muss er zum Flughafen. Er lädt mich zum Essen ein und in dem Restaurant treffen wir auch seinen Freund Nakul der ist Photograph und hat hier eine Ausstellung. Nach dem Essen müssen wir uns schon verabschieden, denn der Fahrer wartet schon vor der Tür. Nakul schenkt mir zum Abschied noch eine Fotographie aus seiner Ausstellung. Zurück in meiner Unterkunft buche ich noch eine Nacht nach, somit steht der Abreisetermin fest der 17.06. wo es dann Richtung Neu-Delhi geht.

 

 

 

 

Freitag den 16.06

Die Radpflege gestaltet sich heute kurz denn allzu schmutzig ist es nicht geworden seit Keylong. Den linken Spiegel muss ich reparieren der mir abgebrochen war. Eigentlich wollte ich heute mal die Füße stillhalten aber das fällt mir schwer und so steige ich auf der gegenüberliegenden Seite von meiner Unterkunft hoch zum Hadimba Tempel.

 

Der Hindu Tempel steht sehr schön mitten im Wald und hier stehen die Gläubigen geduldig Schlange um in den Tempel zu kommen.

 

Der Batothkach Tempel.

 

Auch ein Baum kann ein Heiligtum sein. Um diese Tempel herum ist es wie auf dem Jahrmarkt. Ein Riesenrad ist aufgebaut, Belustigung für klein und groß, wie Bogenschießen und Büchsenwerfen usw. Natürlich werden allerlei Speisen und Getränke angeboten. Damit der Indische Tourist sich richtig wohlfühlt verteilt er erst mal gleichmäßig Müll in der Landschaft.

 

Den Yak bei den Hörnern gepackt

 

Mann und Frau in Landestracht gehüllt, machen ein Foto fürs Familienalbum natürlich mit dem Smartphone. Ich habe genug gesehen und mache mich auf den Rückweg.

 

Blick auf die Unterstadt von Alt Manali

 

Nach einem Mittagessen und den letzten Einkäufen komme ich zurück zu Unterkunft und wie jeden Tag, sitzt die Mutter vom Chef auf einem Baumstupf und beobachtet das bunte Treiben auf der Brücke. Meist setze ich mich ein wenig zu ihr und heute habe ich sie gefragt ob ich sie Ablichten darf.

 

 

Morgen geht es weiter vom 17.06 bis 28.06 nach Neu-Delhi:

Von Manali über Bislapur, nach Schimla. Der ehemalige Sommerregierungssitz des Britischen Vizekönigs. Der britisch geprägte Stadtkern ist nahezu unverändert erhalten geblieben und den schaue ich mir an. Danach pedale weiter über Kalka, Ambala, nach Neu-Delhi wo ich ab dem 28.06. bis zum Abflug am 06.07. ein Zimmer mitten in der Altstadt gebucht habe.

 

 

 

 

Samstag den 17.06.2017

Die Landschaft und das Klima ändern sich jetzt rasant. In meinem Zimmer in der Stadt Mandi, die auf 778m liegt, sind es um 19:00 Uhr noch 30 Grad und der Deckenventilator läuft auf Stufe Drei. Wo gestern noch warmes Wasser zum Duschen wichtig war, ist heute ein Ventilator zum Kühlen angenehm.

Heute Morgen um kurz vor Sechs starte ich bei 10 Grad Plus. Die Straße folgt dem Beas River der stellenweise so wild und reißend ist, dass wer da hinein fällt nimmer mehr gesehen wird. Nur da wo der Fluss ruhiger daherkommt wird Rafting angeboten und das gleich unzählige Male.

 

Die erste Stadt auf dem Weg ist Kullu, mit ihren bunten Häusern die sich den Berghang hochziehen.

 

Frühsommer im Tal

 

Die Hälfte der Strecke zu meinem heutigen Ziel habe ich schon um halb Zehn geschafft und das heißt, es ist Teepausen Zeit. Sicher die Strecke hat die Tendenz nach unten, aber Streckenweise steigt die Straße auch mächtig an, so dass 711m Anstieg am Ende des Rad Tages zusammen kommen.

 

Etliche kleinere Bäche überquere ich, die während der Schneeschmelze sicher nicht so ruhig daher plätschern.

 

 

Die Stadt Mandi kommt in Sicht und in der Altstadt finde ich eine Unterkunft für mich und mein Norwid, leider im vierten Stock. Am späten Nachmittag gehe ich bis zum Marktplatz wo man gut essen kann wie man mir empfohlen hat. Gemüse - Nudeln mit zwei Butter Nan, Wasser und eine Pepsi für umgerechnet zwei Euro. Da kann ein normal sterblicher von satt werden.

 

Alter und neuer Tempel

 

Wifi gibt es im Hotel leider nicht und über meinem Smartphon Hotspot bekomme ich auch keine Verbindung. Vielleicht klappt es ja Morgen besser.

 

Tagesdaten: 115Km / 7:15 Std in Fahrt / 711m Anstieg und 1882m Abstieg /aktuelle Höhe 778 müNN.

 

 

 

Sonntag den 18.06.

Mein Kegelbruder Udo wird heute wieder ein Jahr älter, wenn er so weiter macht holt er mich noch ein.

Da nur 67 km auf dem Plan stehen beginne ich den Radtag erst um halb acht Uhr. Ich habe auch noch nichts verpasst, denn nach dem Gewitter gestern Nachmittag ist es noch etwas diesig und 25 Grad. Das wird nicht lange dauern dann übernimmt die Sonne das Regiment am Himmel und es wird heiß.

 

Seine Ziele muss man fest im Auge behalten sonst kann man leicht darüber hinaus schießen.

 

Mal ein schöner Hidu Tempel in einer gepflegten Anlage

 

Die NH21 steigt langsam aber Konstant an bis sie bei der Bergkuppe auf 960 m angekommen ist um dann ins nächste Tal hinab zu führen. Stückweise auf neu ausgebauter Straße und teilweise durch staubige Baustellen wo man ohne Mundschutz eine Staublunge bekommt. Es geht runter bis zum Fluss wo ein LKW quer vor der Brücke steht und nicht mehr anspringt. Nichts geht mehr, außer für Velofahrer. In einer Gemeinschaftsaktion von den wartenden Kraftfahrern, schieben sie den LKW zur Seite aber da bin ich schon ein paar Kilometer weiter als der Verkehr wieder fliest und die ersten Fahrzeuge mich überholen.

 

Der Sutlej River den ich bei der Ortschaft Dehar überquere

 

Jetzt geht es im ständigen Wechsel bergauf und ab bis ich um 14:00Uhr mein Ziel für heute die Stadt Bislapur erreiche. Im Hotel Neelam bekomme ich das Zimmer für 600,- sogar 100,- günstiger als Gestern in Mandi und als zweites Plus, das Zimmer ist im ersten Stock. Auch hier gibt es kein Wifi und mit Hotspot war ich kurz im Netz dann war wieder Funkstille. Nach 16:00 Uhr spaziere ich durch eine Geisterstadt denn alle Läden haben geschlossen, weil heute Sonntag ist. Das ist mir so auch noch nicht in Indien passiert. Ach das Internet Café hat geschlossen. Am Busbahnhof sind noch einige Verkaufsstände offen, wo ich Obst,  Brot, Eier und Wasser einkaufen kann.

 

Das Hotel mit Restaurant wo ich am Abend meinen Hunger stillen kann.

 

Tagesdaten: 67 Km / 5:30 Std.in Fahrt / 728m Anstieg und 905m Abstieg / aktuelle Höhe 586müNN.

 

 

 

Montag den 19.06.2017

Da die Hoftür noch verschlossen ist bin ich durch die Hotelküche und von dort hinaus auf den Hof

 

Meister Propper hat gerade Urlaub

 

Ein deutscher Beamter vom Gesundheitsamt würde sicher heulend daliegen und mit Fäusten auf dem Boden trommelen wenn er das gesehen hätte. Ich sage nur dazu ist ok, ich habe schon viel viel Schlimmeres gesehen.

 

Um 6:30 Uhr schwinge ich mich in den Sattel. Es ist schwül warm und auf der Straße stehen Pfützen mit Wasser. Es muss wohl ordentlich geregnet haben und jetzt läuft bei mir der Schweiß in Strömen. Am Abzweig nach Shimla überlege ich noch ob ich nicht doch direkt runter ins Flachland soll, aber mein Norwid lenkt links Richtung Berge. Ok. dann muss ich wohl und bringe Druck auf die Pedale. Für die Abkühlung sorgt ein kräftiger Landregen, da kann man ja nicht meckern.

 

Bei Regen ist natürlich schwierig zu fotografieren

 

Nach einer halben Stunde hört der Regen auf aber es sieht nicht nach schönem Wetter aus. Um zehn Uhr kann ich mich in einer Kleinstadt noch gerade unter ein Vordach retten, denn es beginnt wieder zu schütten. Ich nutze den Zwangsaufenthalt und mache Tee Pause. Nach dreiviertel Stunden Pause, es regnet noch immer, ziehe ich die Regenjacke über und fahre weiter. Erst geht es ca. 200 m Höhenmeter runter aber danach wieder streng nach oben.

 

Trotz Regen oben auf

 

Kurz vor der Ortschaft Darlaghat hört der Regen endgültig auf. Hier lese ich ein Schild „ Hotel Baghal sieben Kilometer“. Da es aber im Moment tierisch hoch geht, so dass mir die Makaken am Straßenrand den Vogel zeigen, brauche ich Kalorien. Da kommt in der nächsten Kurve ein kleines Restaurant, wie es hunderte von ihnen hier an den Straßen entlang gibt. Gemüsemix mit drei Butter Roti und einen Kaffee black und ich bin wieder fit. Kurz darauf kommt auch schon das Hotel wo ich um 14:45 Uhr einchecke.

 

Man kann direkt sehen wo der Radler wohnt.

 

Morgen sind es noch 44Km bis nach Shimla, die Stadt liegt auf 2100m

 

Tagesdaten: 48 Km / 6:20 Std. im Sattel /1348m Anstieg und 402m Abstieg / aktuelle Höhe 1563m

 

 

 

 

Dienstag den 20.06.

In aller Frühe verlasse ich das Hotel und Pedale die zwei Kilometer hoch bis zur Passhöhe 1645m, danach geht es erst mal Bergab. Die Lichtverhältnisse und der Dunst verzaubern die Berglandschaft durch die ich jetzt fahre.

 

Eine Symphonie in schwarz blauen und grauen Farbtönen

 

  Immer wieder neue Ausblicke sind ein Grund            Ein Mensch ohne Ziel ist wie ein Schiff

zum verweilen                                                        ohne Ruder

                                                                                 

Bei dem Wegweiser 33 Km bis Shimla, auf 1320 m hat die Talfahrt ein Ende und jetzt zieht sich die Straße hoch in die Wolken. Die Sicht ist gleich null und ob es die Feuchtigkeit in den Wolken ist, oder Regen, eine nasse Angelegenheit ist es alle mal. Um kurz nach zehn Uhr ist es wieder Trocken genau zur richtigen Zeit, zur Pausenzeit. Nach dem ich mich gestärkt habe, starte ich von 1800 die letzten 18 Km bis zur Capital City von Himachal Pradesh. Eine besondere Stadt die auf sieben Hügeln erbaut ist und man entweder Hoch- oder runterfährt. Von hier aus sind es noch 300 km auf dem Tibet Highway bis zur Grenze.

 

Erster Blick auf die Altstadt die oben Hoch zu erkennen ist.

 

Die Zimmersuche gestaltet sich als äußerst schwierig. Zimmer ab 3000,-INR kann ich sofort haben, aber was zu finden was meinen Vorstellungen entspricht, ca. 1000 Rupien, ist schwierig. Die Buden für 1000,-INR sind die letzten Absteigen ohne Bad incl. das große Krabbeln.  Im Hotel Meridian schaue ich mir das erste vernünftiges Zimmer mit Bad an was 1800,- INR kostet. Den Chef versuche ich runter zu handeln, da auch die Parkmöglichkeit für mein Rad ideal ist, bei dieser Steillage hier. Vom Preis geht er nicht runter aber er bietet mir ein Einzelzimmer mit Bad heißem Wasser und incl. Fee Wifi an. Ich entscheide mich nach einer Weile für das Einzel Zimmer. 1. Der Preis, 2. Die Lage direkt unter der Rezeption wo der Router vom Internet steht. Da ich Tagsüber sowie so auf Besichtigungstour bin komme ich schon klar mit dem Zimmer.

 

 

Erster Spaziergang durch die Altstadt

 

Nach dem ich mich eingerichtet habe verbinde ich den ersten Spaziergang mit den nötigsten Einkäufen. Am Abend, nach anfänglichen Schwierigkeiten, klappt es dann auch mit dem versenden der Daten der letzten vier Tage an meinen Sohn.

 

    

Eine schöne Uniform                                                    Mein Einzel(haft)zimmer

 

Morgen schaue ich mir die besondere Stadt genauer an.

 

Tagesdaten: 46Km / 5:30 Std. in Fahrt / 1181m Anstieg und 623m Abstieg

 

 

 

Mittwoch den 21.06.

Das Hotel Meridian liegt so zentral, dass ich alles per Pedes machen kann. Es gibt hier auch, Gott sei Dank, keine knatternden Tuk-tuks. „Hier geht man zu Fuß“.

Ich lenke erstmal meine Schritte zu einem Frisör. Nach einer Stunde verlasse ich den Salon frisch rasiert, gestylt und gehe zur Fußgängerzone „The Mall“ die auf dem Grad entlang verläuft.

 

Rechts der Mall

 

Blick links von der Mall

 

1864 avancierte Shimla zum Sommerregierungssitz des Britischen Vizekönigs. Unter der Regentschaft von Lord Curzon wurde die Stadt bekannt durch ihr lockeres Leben und ihr koloniales Machtgehabe. Die einzigen Inder die die Hauptstraße „The Mall“ betreten durften waren die Rikscha Fahrer.

 

Die Christ Church

 

Die Häuser sind am Berghang übereinander gebaut und sind total ineinander verschachtelt.

 

Einen Streifzug durch den Lower Bazar ist immer lohnend

 

Hier kann man noch die gute alte Singer mit Handantrieb kaufen

 

Alt und schön, wie sein Betrachter

 

Morgen werde ich noch in dieser interessanten Stadt verbringen um am 23.06. nach Delhi aufzubrechen.

 

 

 

 

Donnerstag den 22.06.

Nach dem ich gestern erfahren habe das es auch hier eine Schmalspur Eisenbahn gibt, die von Shimla nach Kalka fährt, versuche ich ein Ticket dafür zu bekommen. Diverse Reisebüros konnten mir da nicht weiterhelfen. Heute Morgen nach dem Frühstück lasse ich mir vom Personal des Hotels erklären wo der Bahnhof ist. Wenn man wie ich die Stadt gesehen hat kann man sich erst mal gar nicht vorstellen, dass hier auch noch Platz für eine Eisenbahnlinie sein soll. Ich spaziere durch den Vitory Tunnel auf die andere Seite des Hügels. Von dort kommt man auf einem Fußgängerweg, so hatte man mir erklärt, der auf einem Stahlgerüst neben der an der Hauptstraße in luftiger Höhe verläuft und von dort zum Bahnhof der unterhalb der Straße liegt.

 

  Wie bei einer Modelleisenbahn sieht der                  Ein Makaken Weibchen mit ihrem Jungtier

Bahnhof von oben aus.

 

Der Bahnhof von Shimla

 

Am Ticket Schalter heißt es erstmal nein geht nicht der Zug befördert nur Personen. Da ich nicht lockerlasse verweist man mich zum Parcel Office. Der Beamte am Schalter will mich auch zuerst abwimmeln, doch nach dem ich ihm mein kleines Bilderbuch von der Weltreise gezeigt habe wird er zugänglicher. Er meint ich solle ein Personen Ticket kaufen und dann zu ihm kommen wegen dem Rad. Nach dem ich dann das vierte Mal ohne Fahrschein zurückkomme wie es angeblich nicht möglich ist, geht er mit mir und nach dem ich ein Formular ausgefüllt habe bekomme ich für 50,- Rupien einen Fahrschein für morgen.

 

Geschafft das ist mein Ticket

 

Wenn ich alles richtig verstanden habe muss ich morgen um 12:30 da sein und mich am Parcel Office melden, denn um 14:25 Uhr fährt der einzige Zug am Tag mit Gepäckwagen und kommt 20:10 in Kalka an. jetzt bin ich mal gespannt ob das so klappt.

 

Geschichte der Bahnstrecke

 

Die Bahnstrecke wurde Ende des 19. Jahrhunderts im Auftrag der britischen Kolonialregierung gebaut, um den Transport zwischen Delhi und Shimla zu vereinfachen und zu beschleunigen. Am 9. November 1903 wurde die Strecke offiziell eröffnet.

 

Strecken Daten:

Die Strecke ist insgesamt 96,5 Kilometer lang und überwindet auf dieser Distanz einen Höhenunterschied von 1.420 m (Kalka: 656 m, Bahnhof Shimla: 2076 m). Zusätzlich zu der großen Steigung werden auf der relativ kurzen Strecke insgesamt 864 Brücken (viele davon Viadukte), 102 Tunnel (der längste davon 1,14 km lang), 919 Kurven sowie 18 meist kleinere Bahnhöfe passiert bzw. durchfahren. Insgesamt dauert die Fahrt etwa 5–6 Stunden, aus dem Zug bieten sich dabei spektakuläre Aussichten in die Täler und auf die umliegenden Berge. Große Teile der Strecke führen durch (Nadel-)Wälder. Die Strecke ist eingleisig, an mehreren Bahnhöfen erfolgt die Weiterfahrt erst nach dem Eintreffen des Gegenzugs. Die entstehenden Wartezeiten ermöglichen es, Getränke und Snacks von Händlern außerhalb des Zugs zu erwerben. Täglich verkehren bis zu sieben Zugpaare auf der Strecke.

2008 wurde die Bahnstrecke in das Weltkulturerbe der UNESCO aufgenommen. Sie wird dort gemeinsam mit dem Darjeeling Himalayan Railway und der Nilgiri Mountain Railway als Welterbestätte Gebirgseisenbahnen in Indien geführt.

Der Wunsch der sich in Darjeeling nicht erfüllte, scheint sich hier in Shimla zu erfüllen.

 

 

 

 

Freitag den 23.06.2017

Hurra es hat alles geklappt dank der Mithilfe von Herrn Kamal Kumar vom Parcel Office in Shimla, der mir auch den Tipp gibt, mir auf Zeit einen Platz im Abteil zu sichern. Eineinhalb Stunde vor der Abfahrt sitze ich schon im Zug und ich bin nicht der Erste.

 

Da sieht alles noch entspannt aus im zweite Klasse Abteil

 

 

Eine halbe Stunde vor Abfahrt ist das Abteil schon total überfüllt und es kommen immer noch mehr Fahrgäste. Mansche sitzen auf dem Boden, andere in den offenen Türen des Abteils.

 

 

Durch Zedernbestand

 

Der Zug setzt sich mit einer viertel Stunde Verspätung in Bewegung. Immer am Steilhang entlang ist die Strecke angelegt viele Brücken und kleinere Tunnel ermöglichen die Fahrt auf einer Höhe von 1500m. Meist sind es Mischwälder durch die der Zug, angetrieben von einer Diesellock, rollt. Atemberaubende Ausblicke tun sich auf wenn der Wald den Blick freigibt aus das Tal.

 

Durch die Enge im Zug und dem relativ kleinen Fenster, ist es schwierig Panorama Aufnahmen zu machen.

 

 

    

Einer der kleineren Bahnhöfe                        In der Kurve

 

 

 

An einigen Stationen muss der Zug warten denn erst wenn der Gegenzug an uns vorbei ist können wir weiter, da die Strecke eingleisig ist.

 

 

Letzter großer Tunnel vor Kalka

 

Fährt der Zug durch einen Tunnel kreischen die Kids als wären sie auf einer Geisterbahn. Es ist schon dunkel als der Zug um 20:30 Uhr in den Bahnhof von Kalka einfährt. Als mein Gepäck auf dem Bahnsteig steht sehe ich schon mein Rad das gerade ausgeladen wurde. Nichts wie hin um mir die zeitraubende Prozedur des Abholens zu ersparen. Das Norwid ist beladen da kommt ein Beamter dem zeige ich den Gepäckschein und ich kann den Bahnhof verlassen. Um nicht um die Uhrzeit noch lange nach einem Hotel zu suchen hatte ich gestern eins bei Booking.com gebucht. Als ich dort ankomme sagt man mir, dass das Hotel überbucht ist, aber sie hätten mir doch heute eine Mail geschrieben. Grrrrrrr

 

Was soll´s, sie besorgen mir ganz in der Nähe ein Zimmer für den gleichen Preis und um 21:00Uhr schließe ich die Tür hinter mir.

 

Tagesdaten: 105 Km / 5,5 Std in Fahrt / 295m Anstieg und 1662m Abstieg hat der Zug bewältigt

 

 

 

 

Samstag den 24.06.2017

Als ich heute Morgen wach werde fühle ich mich so schlapp, müde und schwach. Als ich auf die Uhr und das Datum schaue fällt es mir wie Schuppen aus den Haaren „Junge du bist ja auch ein Jahr älter geworden“

 

Jetzt stellt sich auch langsam mal die Frage, wann machst du Schluss mit der Rumreiserei? Nach dem wie ich mich heute Morgen gefühlt habe, muss aber wirklich in 31 Jahren Schluss sein. Höchstens fahre ich dann noch ein paar kleinere Touren mit dem E-Bike durch Deutschland.

 

Obwohl ich das Hotel erst viertel nach sieben Uhr verlasse, schläft hier alles noch. Schon nach den ersten Metern auf meinem Norwid fühle ich mich wie neu geboren und denke laut „Es ist so schön wieder auf dem Rad zu sitzen.“

 

Ich komme jetzt wieder ins Flachland und vieles kommt mir so vertraut vor.

 

 

Die Heiligen drei Kühe

 

 

Ja bin ich denn schon zuhause

 

Der Müll den ich in den Bergen nicht gesehen habe liegt hier wieder gut verteilt herum. Auch wenn ich über einige Dinge hier in Indien lästere und auch mansche Zustände nicht akzeptieren kann, während der Reise durchs Land bin ich zum Indien Fan geworden. Ich wüsste kein Land was solch einer Vielfalt an unterschiedlichsten Menschen, Kulturen und Landschaften zu bieten hat.

 

Um 12:00 Uhr bin ich schon in Ambala wo ich schnell eine gute Unterkunft finde.

 

 

Hotel Swagat 800,-INR für einen AC Room mit Bad

 

Jetzt möchte ich mich ganz herzlich bedanken für all die Glückwünsche die mich heute schon erreicht haben. Ob jetzt fernmündlich, per E-Mail, mit einem Eintrag ins Gästebuch, oder die einfach heute an mich gedacht haben. Ich proste euch zu.

 

Na dann Prost, spanisches Bier auf dem Indischen (Suup) Kontinent

 

Tagesdaten: 72Km / 4:05 Std / 87m Anstieg und 560 m Abstieg

 

 

 

 

Sonntag den 25.06.

Frühmorgens zu starten macht Sinn, da sind die Temperaturen so um die 30 Grad, noch erträglich. Ab 12:00 Uhr wird es sengend heiß und drückend schwül. Viele Einheimische sagen von 12:00-15:00 wäre die heißeste Zeit. Ich finde es kühlt erst in der Nacht ab, daher ist es für mich keine Option von 12:00-15:00 zu pausieren und dann noch mal losfahren.

Um nicht die gleiche Strecke wie auf der Hinfahrt zu fahren, nehme ich jetzt Nebenstraßen, um von Ambala über Pethowa, Kaithal, Jind, Rohtak und Bahadurgarh nach Delhi zu gelangen.

 

Futtersilos von Hand gefertigt sin hier in der Region oft zu sehen.

 

Vorteil der Nebenstraßen: Man kommt über die kleinen Dörfer und bekommt mehr zu sehen. Auch fahre ich heute durch einige schattenspendende Alleen.

 

Bei den Temperaturen ist so eine Allee Gold wert

 

Nachteil der Nebenstraßen: Die oft schlechteren Straßen und man muss auf Gegenverkehr achten.

 

Man weiß nie was da um die nächste Kurve kommt.

 

In der heißen Mittagszeit flüchte ich ab und zu in den Schatten und lege Trinkpausen ein.

 

Dieser sympathische junge Mann winkt mich zu sich ran und spendiert mir frisch gepressten

Zuckerrohrsaft.

 

Ich bin noch beim ersten Glas da kommt auch schon Kundschaft. Angelockt von dem bepackten Rad und dem seltsamen Saft trinkenden Typen auf der Bank, den man mit Fragen löchern kann, kommen sie zur Saftstation. Denn neugierig sind sie Alle die Indianer.

Der nächste Stopp ist schon kurz vor dem Ziel bei einem Pförtner einer Uni Klinik wo ich sechs Mann unterhalten muss und bekomme Tee und kühles Wasser.

 

Ein Hindu Tempel in der Stadt Kaithal

 

Hier schaue ich mir Zimmer an von 500,- bis 1200,-INR, wobei der Preis nichts über die      Qualität des Zimmers aussagt. Beim dritten Hotel werde ich fündig AC Room No. 111 für 1000,-INR. Der ist OK.

 

Tagesdaten: 90 Km /6:15 Std / 76m Anstieg

 

 

 

 

Montag den 26.06.

Heute Morgen um 6Uhr30 komme ich aus dem ersten Stock runter zur Rezeption, da liegen beide jungen Männer auf einer Decke auf dem Boden und schlafen noch fest. Einen von ihnen muss ich aber aus seinen Träumen reißen, denn die Tür ist abgeschlossen. Das erste Stück der heutigen Strecke von Kaitha nach Jind pedale ich über die schattenspendenden Alleen wo das Thermometer so um die 30 Grad anzeigt. Der kühlende Ostwind verstärkt noch das Ganze. Überwiegend wird hier Reis angebaut, aber auch Meis und Kartoffelfelder sehe ich.

 

Hier werden die Reissetzlinge gebündelt um sie später auf dem vorbereiteten Feld einzusetzen.

 

Ein Bild wie aus einem Touristen Prospekt, aber hier ist das noch Alltag, das Wasserholen am Ziehbrunnen.

 

Um 11Uhr30 rollen die Räder meines Norwid´s durch Jind. Es ist mir noch zu früh, und die Stadt gefällt mir auch nicht, also gebe ich Gas und weiter geht es. Jetzt ist es vorbei mit den Alleen und ich fahre durch die pralle Sonne. Auch heute muss ich bei der Affenhitze mehr Pausen im Schatten einlegen damit der Körper sich abkühlen kann. So gestalten sich die letzten Km bis Rohtak recht kräfteraubend und ich bin froh als ich die Stadt erreiche.

 

Die Hirten haben Ihre Büffel zu Wasser gelassen und halten ein Schwätzchen. Ich hätte mich liebend gern zu den Büffeln ins kühle Nass gelegt aber die Wanne ist voll.

 

Stolz wie Oskar zeigt mir ein Hirte seinen Prachtbullen und holt ihn extra dafür aus dem Wasser.

 

Ich Radele bis ins Zentrum wo ich auch direkt eine Unterkunft finde. Die Stadt gefällt mir gar nicht, sie ist heiß, schmutzig, laut und durch die Stadt verläuft eine Großbaustelle. Aber nachdem ich essen und einkaufen war, schließe ich einfach die Tür hinter mir. Die Klimaanlage hat den Raum auf angenehme 26 Grad runtergekühlt, eine Wohltat kann ich euch sagen.

 

Tagesdaten: 116 Km / 8 Std. durch die Hitze Pedalt / 146m Anstieg

 

 

 

Dienstag den 27.06

Damit ich auf meinem Kurztrip heute nicht zu früh am Hotel in Bahadungarh bin, fahre ich erst

um 8 Uhr 30 los.

 

 

Von der staubigen Hauptstraße mit Baustelle, es wird gerade eine Hochtrasse mitten durch die Stadt gezogen, komme ich auf die NH10 ohne Gegenverkehr mit Seitenstreifen. Kurz hinter der Stadt weckt ein Bauzaun mit der Aufschrift „Baba Mastnath University“ mein Interesse.

 

 

Das sieht aus wie ein Maharadscha Palast was da neu entsteht. Entweder wird mit den Privatschulen so viel Geld verdient oder ein finanzkräftiger Mäzen sponsert den Neubau.

 

Hier arbeiten zahllose Steinmetze unter Sonnenschutzdächern an den Einzelteilen der Fassade

 

 

Das finde ich sehr interessant und so ähnlich wird es auch ausgesehen haben als zum Beispiel auch das Taj Mahal erbaut wurde, halt ohne die modernen Hilfsmittel.

 

 

Kurz nach Mittag grüßt mich schon Grnesha, die wohl beliebteste Gottheit bei den Hindus, von seinem Sockel in Bahadurgarh meinem Ziel für heute. Die Stadt liegt fast an der Stadtgrenze zu Delhi, so dass ich auch Morgen um die Mittagszeit mein Hotel, was ich für den Zeitraum vom 28.06 – 06.07. gebucht habe, erreicht haben werde.

 

Tagesdaten: 46 km / 3:30 Std in Fahrt /47m Anstieg

 

 

 

 

Mittwoch den 28.06.

Auf die Frage von mir wann die beste Zeit ist nach Neu-Delhi reinzufahren, sagte man mir gestern Abend an der Rezeption, am frühen Morgen wäre am wenigsten los auf dem Highway. Ok dann 6:30am Check out. Kein Problem, kein Problem heißt das geflügelte Wort, was ich zuhören bekomme.

 

 

Um 6:30 stehe ich mit meinen Packtaschen an der Rezeption aber dort ist keiner. Im Restaurant liegen zwei junge Burschen auf dem Boden und schlafen tief und fest. Als ich einen von den Beiden wach habe, meint er ich solle mich doch hinsetzen und legt sich noch mal hin. Da muss ich doch was energischer und lauter werden bis er dann schlaftrunken aufsteht und nach oben verschwindet um den Schlüssel zu holen. Nach einer Weile, ich habe schon vermutet er hat sich oben noch mal hingelegt, kommt er zurück, macht seinen Kumpel wach, denn der hat den Schlüssel im Hosensack. So kommt es, dass ich erst um kurz nach sieben Uhr meine letzte mini Etappe in Indien starten kann.

In der Nacht hat es geregnet, überall stehen große Pfützen auf der Straße und es sind angenehme 30 Grad heute Morgen.

 

 

Von der Stadt Bahadurgarh geht es nahtlos in die Capital City von Indien über. Ich folge der Metro Hochtrasse bis ins Zentrum. Die Gegensätze sind so krass und oft nur ein paar hundert Meter auseinander. Da hausen die Ärmsten der Armen in selbst gefertigten Zelten aus Plastikplanen, direkt am Straßenrand. Durch den aufgeweichten Boden laufen Schweine, Kühe, Hunde und halbnackte Kinder.

Dann kommen Party Paläste wo man Hochzeiten und irgendwelche Events feiern kann.

 

 

Die Strecke hatte ich mir gestern Abend auf Google Maps angeschaut aber, dass es so leicht werden würde das Hotel Venus zu finden hätte ich nicht gedacht. Nach dem ich die Hauptstraße verlassen habe, brauche ich nur viermal nach dem Weg zu fragen und ich stehe um neun Uhr vor dem Hotel Venus International. Ich bin natürlich zu früh denn wie überall in Indien ist Check out Time 12:00 Uhr. Ich nutze die Zeit um mit dem Manager Firotz zu plaudern.

Amit eine Bekanntschaft vom Highway ruft an und mit ihm verabrede ich mich für Samstagmorgen. Um 11:00 Uhr kann ich aufs Zimmer was mir nicht so gut gefällt.  Firotz verspricht mir ich bekomme Morgen das Zimmer daneben was jetzt noch belegt ist.

Nach dem Essen, ich bin noch auf dem Heimweg, da kommt ein Platzregen runter, dass die Straße im Hotelviertel einer Seenlandschaft gleicht.

 

 

Morgen werde ich mich erstmal um die Verlängerung des Visums für Indien um 3 Tage kümmern.

 

Tagesdaten: 31 Km / 2 Std in Fahrt / 52m Anstieg

 

 

 

 

Donnerstag den 29.06.

Nach dem Frühstück wird das Zimmer nebenan frei und ich kann umziehen. In der Zeit wo ich zum FRRO bin kann das Zimmer gereinigt und das Bett neu bezogen werden.

Da mein Visum am 03.07. abgelaufen ist aber mein Flug nach Helsinki erst am 06.07. geht, brauche ich ein Ex Permit da ein Touristen Visum nicht verlängerbar ist. Voraussetzung dafür ist: Das Visum darf noch nicht abgelaufen sein und nach 14 Tagen muss man ausreisen.

Das Ex Permit bekommt man bei der FRR0 Behörde in Delhi. Adresse: East Block 8 Sektor 1R.K. Purma Öffnungszeit von 9:30 – 15:00 Uhr. Die Adresse kennt jeder Tuk-Tuk Fahrer in Delhi.

 

Die FRRO

 

Das alles braucht man dafür

 

1 Kopie vom Flugticket, das Form „C“ (kann nur das Hotel ausstellen) 1 Kopie vom Reisepass und vom Visum, 1Foto, Das Application Form (Exit Permit) füllt ein Beamter online aus dann bezahlt man 150,- INR. Nun zum nächsten Beamten wo man noch unterschreibt und der dann sagt wann man das Permit bekommt. In meinem Fall kann ich Morgen mein Permit abholen. Ich habe das so genau beschrieben, um Anderen die das gleiche Problem haben weiter zu helfen. Nach einer knappen Stunde bin ich wieder im Taxi und es bringt mich zum Bahai Tempel den ich mir anschaue. Er sieht aus wie eine geschlossene Lotusblüte.

 

Mein verstorbener Kegelbruder Sigi Kempa hätte bei dem Anblick sicher sein Lied angestimmt „Schön rund an der Brust und Speck am Bauch, ein schönes schlankes Bein, so muss mein Madel sein……..

 

Auf dem Rückweg besorge ich mir noch einen stabilen Karton um mein Rad zu verpacken was ich morgen machen werde.Am Nachmittag streife ich durch die Altstadt und kann noch einen Farben frohen Umzug miterleben. Meinen Freund Piet aus Tegeln rufe ich noch an und gratuliere, denn er hat heute Geburtstag und Namenstag.

 

 

 

 

 

Freitag den 30.06 Permit, die Zweite.

Gestern habe ich mich schon mal umgehört was eine Fahrt zum FRRO mit dem Tuk-Tuk kostet und heute Morgen um 10:00 Uhr vor dem Hotel stoppe ich ein Taxi und frage den Fahrer nach dem Preis 200,- INR eine Fahrt ist Ok und schon geht es los. Eine gute halbe Stunde braucht das Tucktuck auch bis es vor dem FRRO steht. Ich mache noch schnell ein Foto vom Fahrer und seinem Gefährt, gebe ihm meine Telefon Nummer, denn er will warten und mich zurückfahren.

 

 

Denn die Dinger sehen alle gleich aus

 

In der Behörde melde ich mich wieder bei dem Herrn mit dem ich Gesten zuletzt gesprochen habe. Der drückt mir einen Schnipsel mit der Nr.28 in die Hand und deutet auf das Gebäude hinter sich. Als ich die Rezeption gefunden habe leuchtet gerade die Nr. 15 auf. Das heißt, sich in Geduld üben. Nach zwei Stunden und sechs durchlaufenen Stationen habe ich meinen Stempel im Pass und darf jetzt bis zum 10.07 im Land bleiben. Ich dachte die Deutschen wären die Weltmeister der Bürokratie, nein absolut nicht das können die Inder besser.

 

Der Tuk-Tuk Driver Razzak hatte schon mehrfach angerufen um zu wissen wie lange es noch dauert. Gerade als wir losgefahren sind, öffnet der Himmel seine Schleusen und es schüttet nur so. Die Straßen stehen unter Wasser und ich frage Razzak ob er auch eine Diver Lizenz für ein Boot hat, ich glaube das hat er nicht verstanden.

 

Land unter

 

Um 14:00 Uhr erreichen wir das Hotel wo ich mir erst mal einen Kaffee ausschütte. Nach dem ich die Statistik für Indien Teil 2 fertig habe gehe ich noch mal um die Häuser auch wenn es noch immer fisselt.

 

 

hier gehts weiter im Juli —►