Juli  2017    Indien - Finnland  -  Estland - Lettland  -  Litauen  -  Polen

                      

 

                         

 

 

Samstag den 01.07.

Da es nicht nach Regen aussieht fahre ich mit dem Tuk-tuk zum Roten Fort. Genau wie in Agra ist auch diese Zitadelle aus rotem Sandstein erbaut worden.

 

Das Rote Fort in der Stadt Delhi ist heute eines der meist-besuchtesten Sehenswürdigkeiten Indiens. Erbaut (zwischen 1639 – 1648) in der Epoche des Mogulreiches für den Mogulkaiser Shah Jahan, galt dieses Bauwerk damals als kaiserliche Residenz in der Hauptstadt Shahjahanaba – der heutigen Altstadt Delhis.

 

Das Lahore Tor

 

Das mächtige und imposante innere Tor

 

Von außen gesehen macht das Rote Fort einen massiven Eindruck. Das Innere des Bauwerks ist dagegen perfekt gegliedert und durchdacht. Türme, Dachpavillons, Trommelhaus, Basarstraßen, Audienzhalle, Privatgemächer, Badehäuser, Moscheen und viele Details mehr – alles, um das Leben des Moguls und dessen Gefolge so angenehm wie möglich zu gestalten.

 

Die Audienz Halle

 

Privaträume des Mogul Kaisers

 

Ein Türknauf

 

Bitte nicht auf den Boden spucken. Auch die Schilder im Museum welche das Fotografieren auch mit Mobilphone untersagen, werden ignoriert.

 

Um 14 Uhr 30 bin ich wieder zurück von der Besichtigungstour, gerade rechtzeitig bevor der Regen beginnt. Ich merke auch, dass ich genug habe vom Stadtleben und besichtigen. Von mir aus könnte der Flug nach Finnland schon Morgen sein denn in Gedanken und mit der Reiseplanung bin ich schon im Baltikum.

 

 

 

Sonntag den 02.07.

Um zehn Uhr bekomme ich Besuch von einem jungen Mann aus Delhi den ich am 06.05. auf der AH1 getroffen habe. Er war mit seiner alten Royal Enfield unterwegs. Er hat im Goethe Institut in Delhi begonnen Deutsch zu lernen und so klappt die Verständigung ganz gut. Wir haben weiter über E-Mail-Kontakt gehalten und uns hier und heute verabredet.

 

Amit mit seinem Oldtimer

 

Wir hocken uns ins nächstbeste Café, denn es regnet mal wieder und reden über Gott und die Welt, über Indien und Deutschland. Als Amit sich verabschiedet, er hat noch einen Termin, verabreden wir uns noch mal für morgen Nachmittag, wo er dann seinen Freund mitbringt der mich kennenlernen will.

Da das Wetter trocken ist im Moment fahre ich raus zum India Gate

 

 

Als India Gate wird ein gewaltiger Triumphbogen im Zentrum der indischen Hauptstadt Neu-Delhi bezeichnet. Das ursprünglich All India War Memorial genannte Denkmal wurde im Jahr 1931 zu Ehren der britisch-indischen Soldaten errichtet, die im Ersten Weltkrieg und im Afghanistan-Krieg 1919 fielen. Die Namen der bekannten Opfer, 13.500 an der Zahl, sind in den Stein eingraviert. Seit 1971 gilt das India Gate auch als Denkmal an die Opfer des Bangladesch-Krieges.

 

Ein beliebter Treffpunkt für Jung und Alt

 

Entworfen wurde das India Gate vom britischen Architekten Sir Edwin Lutyens. Als Vorbild diente ihm der weltberühmte Arc de Triomphe in Paris. Der gewaltige Triumphbogen ist 42 Meter hoch und besteht aus rotem und beigem Sandstein sowie Granitblöcken. Einige der wichtigsten Straßen in Neu-Delhi führen sternförmig vom India Gate weg.

 

Das Regierungsviertel

 

Jetzt bin ich auch müde und spaziere nach Hause.

 

 

 

 

Montag den 03.07.

Nach dem Frühstück reinige ich mein Rad, schraube es auseinander so das es in die Box passt die ich mit Paketband zusammengeklebt habe. Der Vormittag ist um und ich habe gerade noch Zeit um mir ein Butterbrot zuschmieren und einen Kaffee zu trinken. Da ruft auch schon Amit an, der pünktlich wie ein Deutscher, draußen vor dem Hotel steht. Wir gehen ins gleiche Café wie gestern wo Bharat, der Freund von Amir dazu kommt.

 

Links Bharat Rechts Amit

 

Von 15:00 bis 18:00 Uhr werde ich nun befragt. Bharat stellt die Fragen und Amit versucht zu Übersetzen wo er doch oft an seine Grenzen stößt. Aber irgendwie geht es immer. Da kommen Fragen über Hitler und das deutsche Volk. Über den Krieg und die Zeit danach. Wir sprechen über die Wiedervereinigung und dass ich stolz bin, dass wir Deutschen ohne Blut zu vergießen das geschafft haben. Politik, Religion und die Ausländerfeindlichkeit die meist Ängste sind die die Menschen haben. Über Indien und was mir hier nicht gefallen hat. So geht der Nachmittag um und bevor sich die Beiden verabschieden gehen wir die Nationale Süßspeise der Inder probieren.

 

„Jalabi“ heißt sie und Zuckersüß ist sie

 

Von den beiden bekomme ich noch Abschiedsgeschenke, ein Bild, ein Anstecker, ein Armband und sie bedanken sich bei mir, dass ich so geduldig zugehört und die Fragen beantwortet habe. Zwei richtig sympathische junge Männer und dicke Freunde.

 

 

 

 

Dienstag den 04.07

Auf der Reise mit Ingo durch Myanmar haben wir im Guest House „Kiplings Bay“ Mona aus Finnland kennen gelernt. Als sie hörte, dass ich nach Helsinki fliege lud sie mich ein nach Lathi zu kommen welches ca. 100 Km nördlich der Hauptstadt liegt. Nach dem ich kurz überschlagen habe ob bei dem Zeitplan der Umweg noch mach bar ist, habe ich per E-Mail, Kontakt zu Mona aufgenommen. Gestern kam die Antwort von Kirsti, eine Freundin von Mona die deutsch spricht und schreibt, das ich herzlich willkommen bin. Jetzt werde ich nach dem ich in Helsinki Vantaa Airport um 12:30 gelandet bin mein Rad zusammenschrauben, einkaufen und dann noch bis zum Abend Richtung Lathi pedalen. Am Freitag gegen Nachmittag werde ich wohl bei Mona eintrudeln. Den Samstag verbringe ich in Lathi wo mir Mona sicher die Stadt zeigen wird. Sonntagmorgen mache ich mich dann wieder auf den Rückweg nach Helsinki. Das ist mein Plan für die ersten Tage in Europa.

Zwischen den Internet Recherchen mache ichimmer ein paar Spaziergänge um eine Kleinigkeit zu essen und mir die Beine zu vertreten.

 

„E Pännke Industrie“ so nennt man bei uns Bratkartoffeln

 

Ein Mechanischer Schmiedehammer

 

Morgen ist der letzte Tag in Delhi

 

 

 

 

Mittwoch den 05.07.17

Auch heute nach dem Frühstück arbeite ich weiter die Tour aus nach Danzig. Hier habe ich eine gute Internetverbindung wer weiß wie es im Baltikum ist. Da meine Schwester Gabi am 05.08. in Danzig ankommt muss ich eine Punktlandung hinlegen um sie am Airport abzuholen.

Hier die Planung der Radreise von Lathi in Finnland nach Gedanzk in Polen

Von Lathi kurbel ich am Sonntag zurück nach Helsinki. Montag schaue ich mir die Stadt an und setze dann mit der Fähre am späten Nachmittag über nach Tallinn in Estland. Dienstag besichtige ich die Hauptstadt von Estland, die am Finnischen Meerbusen liegt.

 Start nach Gedanzk, Danzig in vier Etappen

Mittwoch   den 12.07. – 15.07.      Erste Etappe von Tallinn nach Pärnu

Sonntag    den 16.07. -  17.07.      Zweite Etappe von Pärnu nach Riga

Mittwoch   den 19.07. – 24.07       Dritte Etappe von Riga über Klaipeda nach Naglis auf der                                                                     Kurischen Nehrung und wieder zurück nach Klaipeda.

Mittwoch   den 26.07. -  05.08       Vierte Etappe von Klaipeda die Memel entlang über Lotzen, Frauenburg, mit der Fähre nach Morska auf der Kurische Nehrung in Polen bis nach Danzig.

Das frühere Königsberg heutige Kaliningrad hätte ich mir gerne angeschaut aber für diese russische Exklave braucht man ein Visum, so fahre ich außen herum.  Jetzt wisst ihr wo es langgeht.

Auf meinem heutigen Streifzug durch die Stadt gesehen:

 

Schönes altes Hotel

 

Radreisen werden hier angeboten mit einem Foto aus Deutschland

 

Heute werde ich schon früh zu Abendessen und versuchen noch ein paar Stunden zu schlafen um 1:00 Uhr steht hoffentlich pünktlich das Taxi zum Flughafen vor der Tür.

 

 

 

RÜCKBLICK INDIEN

Der Indische Subkontinent ist in jeder Beziehung ein Land der Superlative. Von den 29 Bundesstaaten habe ich sechs bereist und habe dabei 4477 Km zurückgelegt. Die Vielfalt der Kulturen, und Landschaften ist wohl einmalig auf der Welt und haben mich zum Indien Fan werden lassen. Wenn auch die Probleme riesig sind im Land und ich viele Dinge nicht gutheißen kann und will, möchte ich die Erfahrungen die ich gemacht habe nicht missen. Ich kann nur jeden Reiselustigen ermuntern, kommt nach Indien es ist eine oder mehrere Reisen wert.

 

Varanasi am Ganges

 

Berge und Schluchten im Himalaya Gebirge, größer können die Gegensätze nicht sein.

 

 

 

 

Donnerstag den 06.07.

Nur 15 Minuten zu spät kommt das Taxi zum Hotel. Eine halbe Stunde ruhige und entspannte Fahrt mitten in der Nacht durch Delhi zum Flughafen. Dort am Aeroflot Schalter steht schon eine lange Warteschlange. Den Radkarton deponiere ich am Check In Schalter und stelle mich hinten an. Da werde ich aber schon zur First-Class Abfertigung gebeten. Der Karton wiegt 30 Kg und der Seesack bringt 26 Kg auf die Waage. Auch hier ist die Fluggesellschaft großzügig und ich brauch nichts fürs 9 Kg Übergepäck zu bezahlen. Ein Mitarbeiter geht mit mir zum Sondergepäckschalter und wartet bis das Rad im Bauch des Flughafens verschwunden ist. Das nenne ich guter Service.

Der Airbus 330 startet pünktlich und der Sitz neben mir ist frei so dass ich es mir gemütlich machen kann auf dem sechs Stunden Flug nach Moskau.

 

Hier oben auf 10, 600 Meter ist die Welt noch in Ordnung  (Halb so hoch war ich mit dem Rad )

 

Von Moskau geht es nach zwei Stunden Wartezeit nach Helsinki wo ich nach dem ich mein Gepäck habe das Rad zusammenschraube.

 

Es scheint außer ein paar Macken alles ok zu sein.

 

Als ich fertig bin und Probe fahre, lässt sich die Roloff nicht schalten. Nochmal das Hinterrad raus und mit dem 10 er Schlüssel schalte ich von Hand die Gänge durch danach funktioniert die Schaltung wieder. " Gott sei Dank". 15:00 Uhr starte ich nach Vantaa Stadt um etwas einzukaufen, eine Straßenkarte von Finnland besorgen und Gaskartuschen auftreiben.

 

 

Jetzt bin ich auf der Landstraße Nr.140 die nach Lahti führt. Alles ist wieder anders, es herrscht Rechtsverkehr, Radwege, Ampeln die auch beachtet werden und Autofahrer die dem Radfahrer die Vorfahrt geben. Die Fahrzeuge hier in Finnland scheinen auch keine Hupe zu haben denn ich habe noch keine gehört. In der Stadt Javenpää finde ich im Baumarkt auch Einstechgaskartuschen, jetzt steht einer Übernachtung in Gottes schöner Natur nichts mehr im Wege. 19 Uhr45 finde ich einen geeigneten Platz wo ich das Camp für heute aufschlage. Heißen Kaffee und Erbsensuppe dazu dunkles Brot, einfach lecker.

 

Um 10:00 krieche ich ins Zelt, es ist immer noch hell

 

 

 

 

Freitag den 07.07.  

In der Nacht wurde es nicht richtig Dunkel und ab 3:00 Uhr wird es wieder hell. Auch bin ich mit Vogelgezwitscher eingeschlafen und um 6:00 werde davon geweckt worden. Da fällt mir die Schlagzeile für heute ein.“ In Finnland singen die Vögel auch in der Nacht“.

 

 

Strahlend blauer Himmel, einen Teller mit Müsli und heißer Kaffee so fängt der Tag schon gut an. In aller Ruhe frühstücke ich und ehe alles wieder zusammengepackt und auf seinen Platz ist, sind es 9:00 Uhr. Jetzt noch das Rad bis zur Straße schieben und es kann losgehen. Es ist nicht viel los auf der Straße ist ja auch kein Wunder denn ich befinde mich im dünn besiedelten Land in Europa.

 

 

Achtung Elch                                                         Welch eine Farbenpracht

 

Das Üppige grün und die Farbenpracht der Blume ist Balsam für meine Seele. Hier liegt auch kein Müll auf der Straße, noch nicht einmal ein Papierschnipsel ist es zu sehen. Ich denke ein Finne der erwischt wird bei nicht ordnungsgemäßen entsorgen von Müll, wird mit mindestens ein Monat Saunaverbot bestraft. Das ist sicher schlimmer wie Knast, denn dort gibt es bestimmt eine Sauna.

 

 

Nach 30km habe ich schon Hunger und finde an einem der zahlreichen Seen einen schönen Platz um  ein zweites Frühstück einzunehmen. Einen Tee, Pulkula (ein dunkles Vollkornbrot) mit Butter und Käse einfach lecker.

 

Die Hügellandschaft kurz vor Lahti  (gesprochen Lachti)

 

Die Stadt war Austragungsort der Nordischen Ski WM 2017. Gegen 14:00 erreiche ich die Stadt und setze mich in eine Pizzeria und tippe den Tagesbericht von Gestern ins Schreibprogramm. Dazu verputze ich eine leckere Pizza. Um halb Vier klingel ich bei Mona die in einem Hochhaus in der sechsten Etage wohnt. Wir begrüßen uns herzlich sowie zwei Freunde sich lange nicht gesehen haben. Der Aufzug ist zu klein, auch hochkant passt das Rad dort nicht hinein. Mona nimmt das Gepäck in den Aufzug und ich bring das Rad nach Oben. Es gibt viel zu erzählen und Monas englisch kann ich auch ganz gut verstehen. Als sie einkaufen geht versende ich die Daten von Gestern an Ingo. Am Abend, Monas Tochter Anni die in Tallin wohnt ist gekommen, essen wir zusammen. Mona hat lecker gekocht, kleine frische Kartoffeln mit Butter und Kräuter, Hähnchen Fielet und frischen Salat. Einfach köstlich und nach all dem Reis und Nudeln Gerichten der letzten Zeit eine willkommene Abwechslung für mich.

 

 

Anschließend schauen Mona und ich uns den Hafen von Lahti an, denn die Stadt liegt an einem großen See. In der Sonne ist es auch noch am Abend schön warm und die Leute sitzen in den Biergärten oder sie bringen sich Getränke mit und suchen sich einen schönen Platz am See und lassen den Tag ausklingen.

 

 

 

 

 

Samstag den 08.07.

Am Morgen um 7:00 Uhr werde ich wach, alles ist noch still, so schreibe ich den Tages Bericht von gestern und schicke ihn an Ingo. Nach dem wir zusammen gefrühstückt haben gehen Mona und ich einkaufen. Proviant für die nächsten zwei Tage brauche ich und da wir heute bei Kirsti und Jouko eingeladen sind kaufen wir noch etwas zum Grillen und Getränke ein.

 

Kirsti die gut Deutsch spricht und ihr Mann Jouko

 

Wir fahren mit Monas Wagen zum 45 Km entfernten Ort Padasjoki wo im Wald und direkt am See Paijanne, die Freundin von Mona mit ihrem Mann ein Wochenendhaus haben. Unterwegs hatten wir einen Stopp an einer Landbäckerei eingelegt und Brot und Bio Kaffee als kleines Gastgeschenk für Kirsti eingekauft.

 

Das Haus am See

 

Traumhaft schön am See gelegen und wie es sich für einen Finnen gehört natürlich mit Sauna

 

Die Sauna steht direkt am Lake Päijänne

 

Ich werde eingeladen doch mal die Sauna auszuprobieren. Ich weiß gar nicht ob ich überhaupt schon mal in der Sauna war und habe immer gesagt, wenn ich schwitzen will gehe ich Joggen oder fahre mit dem Rad. Diese Erfahrung in der fantastischen Natur muss ich einfach mal gemacht haben.

 

In der Sauna sind es 70 Grad 

 

 

Nach 20 Minuten und zwei Aufgüssen springe ich in den glasklaren See der 17 Grad Wassertemperatur hat. Danach das gleich noch mal. Das schönste daran finde ich ist der Sprung in den kühlen See und anschließend wie der Körper sich langsam wieder erwärmt. In der Zeit hat Jouko auch die Würste und Kartoffel auf dem Weber Grill erwärmt und dazu haben die Frauen einen frischen Salat gemacht.

 

 

Leider geht auch der schönste Tag mal zu Ende und wir verabschieden uns von unseren Gastgebern.

Morgen werde ich auf einer anderen Route zurück Richtung Helsinki pedalen. Mona hat mir den Tipp gegeben, mir die Stadt Porvoo anzuschauen, eine alte finnische Stadt mit Holzhäusern direkt am Golf von Finnland gelegen. Das werde ich auch machen.

 

 

 

 

Sonntag den 09.07.

Danke liebe Mona du warst eine tolle Gastgeberin und zusammen mit deiner Tochter Anni, Freundin Kersti und ihrem Mann Jouko habt ihr mir zwei Tage in Finnland geschenkt die ich nicht vergessen werde.

 

Es ist halb Neun Uhr und unter blauem Himmel bei 17 Grad radele ich durch die fast menschenleere Stadt Lahti. Liegt es daran das Sonntag ist oder nur einfach daran das ich immer noch die überfüllten Städte in Indien im Kopf habe.

 

Gelbe Rabs Felder

 

Bis zum Ort Orimattila fahre ich auf der Straße No.127 danach 2Km auf der 124 um dann auf die Nebenstraße 1635 zu gelangen. Wunderschön schlängelt sich das neu belegte schwarze Asphaltband durch die Hügellandschaft bis runter zum Golf von Finnland.

 

Typisches Bauernhaus hier in Süd Finnland

 

Dass es andauernd rauf und runter geht sieht man an den Tagesdaten. Nach 51 Km Wellenreiten lege ich eine Pause ein und ein Bushäuschen wo die wärmende Sonne rein scheint, ist eine gute Wahl.

 

 

Um 13Uhr 50 und nach anstrengenden 80 Km kommt der alte Ort Porvo wo die Touristen draußen in den Cafe´s sitzen und die Sonne genießen. Es war ja auch bevor ich die Sonne aus Indien mitgebracht habe, zu Kalt und regnerisch hier für die Jahreszeit.

 

Am alten Hafen der Stadt

 

Für die Mittagspause nutze ich wieder eine Bushaltestelle, aber diesmal im Schatten den es sind mittlerweile 28 Grad. In einem der wenigen Läden die geöffnet haben, kaufe ich Getränke, Bananen und Joghurt fürs morgige Frühstück ein. Der Campingplatz Rastila von Helsinki hat fünf Sterne die sich im Preis niederschlagen. 23,-€ für eine Person und ein kleines Zelt finde ich schon ein wenig happig. Ich habe Glück und ich bekomme noch einen Platz mit Tisch und Bank. Wifi ist auch frei und als ich noch sehe, dass der Platz vier Saunen und ein Schwimmbad hat bin ich mit dem Preis einverstanden.

 

Tagesdaten:121 Km / 7:25Std. in Fahrt / 765m Anstieg und 875m Abstieg

 

 

 

 

Montag den 10.07

Da ich heute keine Eile habe bin ich erst um 11:00 im Centrum von Helsinki. Eine tolle und sehenswerte Stadt aber ich habe keine Lust auf eine große Besichtigungstour.

 

Der Fußgängerbereich der runter zum Hafen führt

 

Zuerst fahre ich zum Olympia Terminal und besorge mir ein Ticket für die 16Uhr30 Fähre von Helsinki nach Tallinn. Danach mache ich noch einen Stadtbummel mit dem Rad.

 

      

Eine Kirche die von einem Hügel runter                     Zusammen allein

auf den Hafen blickt.

 

Nach dem ich am Hauptbahnhof noch Postkarten und Briefmarken auftreiben kann und sie geschrieben habe, mache ich mich auf dem Weg zum Westhafen von wo die Megastar nach Estland ausläuft. Überpünktlich um 16Uhr 20 läuft die Fähre aus und nach einer zweistündigen Überfahrt kommt die Skyline in Sicht.

 

 

Der City Camping Tallinn liegt ca. 6 km außerhalb der Stadt. Den Weg habe ich mir auf Google Maps angeschaut aber ich frage eine Frau, die gerade mit ihrem Fahrrad aus dem Haus kommt nach dem Weg und sie fährt mit mir, bis das Schild City Camping in Sicht kommt. Der Platz ist nicht gerade der schönste aber die Sanitäranlagen sind gut und sauber und das Internet funktioniert. 30,- € bezahle ich für zwei Tage. Den Preis finde ich Ok. Morgen fahre ich in die Stadt und werde wie meist den Einkaufsbummel mit der Besichtigung der Altstadt verbinden.

 

Tagesdaten: 129 km / 6:35 Std in Fahrt / 796m Anstieg / 780m Abstieg

Davon: 86 Km mit dem Schiff und 2 Std. Fz.

 

 

 

 

Dienstag den 11.07

Gestern habe ich ein nettes Paar kennengelernt das auch mit dem Fahrrad im Baltikum unterwegs war und hier ihre Tour beenden. Auch gut unterhalten habe ich mich mit Christophe Imholz der aus dem Elsas stammt, Reporter und Photograph ist und mit seiner Freundin im Land Rover unterwegs ist.

Heute Morgen steckt die Sonne hinter einer dicken Wolkendecke und Grau in Grau sieht alles aus ohne die richtige Beleuchtung. Nach dem Frühstück steht eine Stadtbesichtigung an und einige Besorgungen sind zu erledigen.

 

 

Blick zum Marktplatz                                             Schönes Portal

 

Vieles hat sich geändert seit ich mit meiner Frau hier war, da gehörte Tallin noch zur UDSSR

In dem Touristen Info bekomme ich Kartenmaterial für meine weitere Fahrt durch das Baltikum. Zum Mittagessen verlasse ich die Altstadt denn hier sind die Preise unverschämt hoch.

Auch meine Einkaufsliste ist fast komplett abgehakt.

 

Schöne Gasse die zur alten Stadtmauer führt.

 

Schöne Eingangstür

 

Am Nachmittag beginnt der Regen was mich irgendwie überrascht. Habe ich mir doch in den letzten sechs Monaten meist keine Gedanken übers Wetter machen müssen. Morgen radle ich weiter denn Natur pur brauche ich jetzt.

 

Baltic Sea Cycle Route. Das Hinweisschild habe ich schon in der Stadt gesehen.

 

Auf dem Campingplatz möchte ich den Report und die Bilder abschicken aber da komme ich nicht in meinen Yahoo Account rein. Meine Rettung ist wieder mal Ingo der mir auch bei diesem Problem weiterhelfen kann. " Danke Ingo"

 

 

 

 

Mittwoch den 12.07

Um 4Uhr30 werde ich wach, ich bin ausgeschlafen also setze ich das Kaffeewasser auf. Der Himmel sieht so aus als würde es jeden Moment zu regnen beginnen. Ich habe Glück und es ist auch noch trocken als ich um sechs Uhr zwanzig den Platz verlasse. Ich habe das Garmin eingestellt und es lotst mich durch die Innenstadt. Dort auf einem der mächtigen Gebäude ist noch ein Relikt aus der UDSSR Ära zu sehen, der Sowjet Stern.

 

 

Die Luftfeuchtigkeit ist 100% das kommt einem leichten Sprühregen gleich. Ich fahre ohne Radbrille, weil die Gläser im Nu voll winziger Tropfen hängen. Ich bräuchte jetzt Scheibenwischer an der Brille. Nach 50 Km sehe ich ein Lokal mit einer Grillhütte welche offen ist, der ideale Platz für die Teepause.

 

So sitzen ich und mein Norwid im Trocknen.

 

Nach einer dreiviertel Stunde, ich bin wieder auf der Straße, da zeichnet sich Wetterbesserung ab. Eine Stunde später scheint die Sonne von einem strahlend blauen Himmel auf mich herab und nur noch vereinzelte Wolken sind zu sehen. Mein innerer Motor läuft nun auch direkt in den höheren Drehzahlen.

Die Route habe ich kurzfristig geändert. Da ich jetzt mit der Fähre direkt auf Estlands größte Insel will, biege ich bei der Ortschaft Risti ab auf die No.10 die nach Virtsu führt. Bei genau 100 Tageskilometer ist es Zeit für neue Kalorien. So schnell wie die Sonne heute Morgen auftauchte, so rasend schnell wird sie nun von den Wolken verdeckt.

 

Die Regenfront im Nacken

 

Der Regenschauer kann mich jetzt nicht mehr stoppen und als der Fährhafen von Virtsu in Sicht kommt ist der Spuk vorbei und es scheint wieder die Sonne. Für die 7Km Überfahrt bezahle ich 2,70€. Auf dem Schiff esse ich eine warme Mahlzeit, Kohlrolladen mit Salzkartoffel, Salat, dazu ein Bier, so brauche ich später nicht mehr zu Kochen. 18:00 Uhr bin ich auf Muhu, eine kleine vorgelagerte Insel von der man über eine Brücke zur Insel Saaremaa kommt.

 

Die Fähre spuckt ihre Fracht an Land

 

Ich habe mich schon auf Wildzelten eingestellt, da sehe ich nach 2km ein Schild Camping. Der Platz sieht einladend aus mit mehreren Holzhäusern, Tischen und Bänken. Die Besitzerin ruft ihre Tochter die Englisch spricht. Meine Frage, ob sie einen Platz für mein Zelt hat meint sie ja und zeigt mir aber eine Hütte die ich für 25,-€ haben kann. Ausgestattet mit Bett, Bettwäsche und Handtuch, ein Schlafraum und einen Wohnraum. So wird aus dem Wildzelten ein für mich schon luxuriöser Aufenthalt. Das gönne ich mir denn es war ein langer anstrengender Radtag.

 

 

Tagesdaten: 148 Km / 9:30 Stunden in Fahrt / 386m Anstieg

 

 

 

Rückblick Finnland

Nur fünf Tage war ich in Finnland so kann ich nicht viel sagen über das Land. Auf jeden Fall hat es mich neugierig gemacht und werde wiederkommen und wenn es im nächsten Leben ist.

 

Das Land der tausend Seen

 

 

 

 

Donnerstag den 13.07

In der Nacht war ich zweimal auf, der Himmel war wolkenlos und ich freute mich schon auf den Morgen. Ich hatte keinen Wecker gestellt damit mein Körper entscheiden konnte wann er genug Schlaf bekommen hatte. Das war um halb sieben Uhr und da höre ich schon das prasselnde Geräusch auf dem Dach, es regnet Bindfäden. Es sieht auch nicht nach Wetterbesserung aus und so ziehe ich die komplette Regenbekleidung an den es sind auch nur 16 Grad. Ist das nun der Baltische Sommer?

 

 

 

Als ich den vier Kilometer langen Damm, der Muhu mit der Hauptinsel Saaremaa verbindet, hinter mir habe führt die No.10 durch dichte Mischwälder. Ursprünglich wollte ich auf dem Radweg fahren, die meistenteils auf Nebenstraßen verlaufen und nicht asphaltiert sind. Davon hatte man mir abgeraten. Bei dem Wetter ist der Weg schlammig und mit Pfützen übersät.

 

 

Kurz vor der Inselhauptstadt Kuressaare kündigt ein blauer Streifen am Horizont besseres Wetter an. Da ich nur noch eine Gaskartusche habe, bin ich auf der Suche nach Nachschub. In einer OLEREX Tankstelle finde ich was ich suche. Um 15:00 Uhr bin ich am Ziel, erkundige mich in einem Guesthouse nach dem Preis für ein Zimmer und bin angenehm überrascht, dass es nur 20€ pro Nacht sind. Nach dem ich das Zimmer bezogen habe, schaue ich mir die Stadt an, die mir gut gefällt.

 

 

 

Heute gönne ich mir mal was und gehe lecker Essen. Die Estnische Küche ist sehr gut, deftig und schmackhaft. Seit langer Zeit habe ich mal wieder ein großes Stück Fleisch auf dem Teller. Ein kühles, frischgezapftes Bier passt ausgezeichnet zu dem Schweinefilet.

 

Wie es Morgen weitergeht entscheide ich Morgen, nach dem ich aus dem Fenster geschaut habe. Ob ich den Weg an der Küste entlang nehme oder quer über die Insel zur Stadt Leisi pedale. Jetzt im Moment um 21 Uhr ist das schönste Wetter draußen.

 

 

Tagesdaten: 78 Km / 5:35 Stunden durch Nieselregen / 84 m Anstieg

 

 

 

 

Freitag den 14.07.

Das Erste was ich mache als ich die Augen öffne, ich schau nach dem Wetter. Ich sehe einen strahlend blauen Himmel und keine noch so kleine Wolke ist zu sehen. Genau so habe ich mir das Wetter für die Inselrundfahrt gewünscht. Um Sieben bringe ich Druck auf die Pedale und radele zur Stadt hinaus. Bis Mastjala, wo ich mir die Kirche anschaue, führt die Straße durch dichten Mischwald. Gestern waren es meist Birken und Kiefern. Heute ist die Vielfalt größer den Ahorn, Esche und Eiche haben sich dazu gesellt.

 

Abzweig nach Vöma

 

In Vöhma folge ich der Beschilderung nach Panga und erreiche deren Steilküste bei Tageskilometer 49. Das passt gut denn es ist auch Tee Time. Doch bevor ich Pause mache lege ich das Zelt zum Trocknen in die Sonne und schaue mir die Küste an.

 

Die Steilküste von Panga

 

Nach einer guten Stunde Erholung geht es weiter nach Leisi. Die Straße ist gut, nur 5 Km Piste sind zu fahren, die aber fast so glatt ist wie die Asphaltstraße. In Leisi mache ich einen Abstecher zu den Mühlen von Angla. Das ist doch wohl als Dülkener Ehrensache.

 

Ein Windpark der ersten Generation

 

Früher nannte man Saaremaa auch die Insel der Windmühlen. Jeder größere Bauernhof hatte seine eigene Windmühle. Nach dem ich die fünf Kilometer wieder zurück nach Leisi geradelt bin mache ich eine Stunde Mittagspause und kaufe noch einige Lebensmittel ein. Ich muss mich hier in Europa an die Pausen und Ruhezeiten halten sonst kriege ich Ärger mit der Transport Gewerkschaft

 

Omas gehören nicht in den Kofferraum

 

Schwer mit den Schätzen des Supermarktes beladen fahre ich die Küste entlang Richtung Orissaare und halte Ausschau nach einem Platz zum Zelten. Nach ca. 10 Km kommt ein Camp Ground der Stadt wo man für 2 € eine Nacht campieren darf. Der Ideale Platz für mich mit überdachten Tischen, Bänken und eine Toilette ist auch vorhanden. „Hüt passt äffer ooch alles.“

 

Mein Camp für heute

 

Tagesdaten: Wunderschöne 99 Km / Kurzweilige 6:30 Std. im Sattel / 203m die Berge hoch

Noch einen Satz zu den Bergen. Der Name meiner Heimatstadt Dülken kommt von „ im Dellke“

 

 

 

 

Samstag den 15.07.17

In der Nacht um halb eins ist der Schein der Sonne immer noch zu sehen. Der Sonnenuntergang zieht sich hier im Norden über Stunden hin.

 

Heute Morgen ist es recht frisch so um die 8 Grad. Ein paar vereinzelte Wölkchen dekorieren den blauen Himmel. Dreiviertel Stunden nach meinem Start in den neuen Radtag kommt mir das erste Fahrzeug entgegen. In Orissaare sehe ich einen Wifi- Point, von wo man hier am Rathaus kostenlos und jederzeit ins Internet kommt.

 

Ich schicke die Daten von gestern an meinen Sohn Ingo

 

Von Orisaare geht es bald auch wieder über den Damm und später mit der Fähre rüber zum Festland.

Die Bewölkung nimmt zu und nimmt bedrohliche Ausmaße an aber es bleibt trocken.

 

Richtung Pärnu geht die Fahrt.

 

Ab 16:30 Uhr halte ich Ausschau nach einem geeigneten Platz für die Nacht aber es dauert bis 18:15 Uhr bis ich das richtige gefunden habe. “ Talu Maria“ ist ein echter Geheimtipp. Die Anlage sieht eher nach einem Dorf aus mit einem Fußballplatz und einzelnen Häusern. Ein Tisch mit Bänke stehen zur Verfügung. Direkt daneben ist die Sauna die eingeheizt wurde und ich kann heiß Duschen. Gerade habe ich gekocht und gegessen da bekomme ich Besuch von zwei Velosophen die auch noch eine Bleibe für die Nacht suchen.

 

 

Rebecca R.im Bild und Franziska aus der Schweiz. Zwei nette Mädel die von Riga nach Tallinn unterwegs sind.

 

Tagesdaten : 133Km / 8:00 Stunden in Fahrt / 313m Anstieg

 

 

 

 

Sonntag den 16.07.

Nach dem Frühstück verabschiede ich mich von Rebecca und Franziska. Ich hoffe ich habe sie nicht zu sehr zugetextet, denn ich bin ja froh wenn ich mit jemanden reden kann, so wie der Schnabel gewachsen ist.

 

Viele Storchennester sind zu sehen

 

Vorausgesetzt man schaut nicht nur stur auf den Asphalt, so wie so mancher Radrennfahrer, oder die es gerne sein möchten und noch nicht einmal meinen Gruß erwidern.

 

Der Graffiti Künstler der dieses Kunstwerk in Pärnu auf der Uferpromenade geschaffen hat, bringt es auf den Punkt. Der eingenordete Mensch hetzt hinter den Dingen her die er im Leben erreichen will.

 

Von Pärnu muß ich die Schnellstraße No. 4 entlang radeln. Ein schmaler Seitenstreifen und viel Verkehr macht die Sache unangenehm. Als wieder der Radweg beginnt, der meist durch den lichten Kiefernwald oder direkt an der Ostsee entlang verläuft, fahre ich durch das schönste Stück von Estland was ich gesehen habe.

 

Der Strand

 

Schöne Häuser mit Liebe zum Detail restauriert

 

          

Lichter Kiefernwald                                                      Die Grenze

 

Bei Tageskilometer 98 fahre ich über die grüne Grenze von Estland nach Lettland. 12 km weiter nehme ich den ersten Camping Platz der kommt und schlage mein Lager für eine Nacht auf.

 

Tageskilometer: 110 Km / 6:25 Std in Fahrt / 139m Anstieg

 

 

Rückblick Estland

Gerade mal sechs Tage war ich im Land aber ich habe viel gesehen und neues entdeckt. Die Menschen sind sehr zurückhaltend schon fast als schüchtern zu bezeichnen. Wenn man den ersten Schritt macht und sie anspricht dann sind sie überaus hilfsbereit. Das Land ist einfach zu bereisen und Free Wifi gibt es in jedem Dorf. Das Land ist aber sehr dünn besiedelt und erfordert schon eine gewisse vorausschauende Planung mit dem Einkauf von Lebensmittel. Hier herrscht wie in Schweden das „Jedermann Recht“ Jedem ist der Zugang zum Wald und der See erlaubt. Das heißt in der Praxis ich darf überall für eine Nacht zelten, ich muss nur einen gebührenden Abstand zu Wohnhäusern einhalten. Auch Mitte Juli kann es morgens noch recht frisch werden und gute Regenbekleidung ist wichtig. Rundum ein interessantes Land und eine Reise wert.

 

 

 

 

 

Montag den 17.07.

Eine geschlossene Wolkendecke gibt der Sonne keine Chance ihre wärmenden Strahlen zur Erde zu senden. Auf dem ausgeschilderten Europa-Radweg 13, der entlang der Nr.1 auf einem schmalen Seitenstreifen (50 cm) verläuft, pedale ich Richtung Riga. Mal verläuft der Weg ein kurzes Stück auf einer alten Straße, dann auf einem neuen Radweg mit der Ostsee in Sichtweite.

 

     

Europa Radweg 13                                                 Die Ostsee

 

Ab Tages-Kilometer 17 ist der Seitenstreifen 1.5m breit und eine Erleichterung für Radler und Autofahrer. Der Sprühregen hat schon eingesetzt aber mit der richtigen Bekleidung ist das kein Problem.

Ein paar Kilometer verläuft der Weg nun weg von der Hauptstraße und durch den kleinen Ort Minhauzena. Da passiert es, ein Autotransporter überholt mich und ich sehe das er die Laderampe nicht eingefahren hat, welche über den Boden schleift. Kurz entschlossen spurte ich hinterher fahre die Rampe hoch und hämmere gegen die Rückwand des LKW. Der Fahrer stoppt seinen Truck und bedankt sich bei mir.

 

Das glaubt ihr nicht ? :)  Es ist auch eine Lüge aber im Heimatort von Baron Münchhausen darf man das.

 

20 Kilometer vor Riga kommt die Sonne raus und ich kann während der Mittagspause die Regensachen trocknen und verpacken. Ortseingang stelle ich das Navi auf City Camping Riga ein und es lotst mich durch den dichten Verkehr bis zum Campingplatz. Dieser liegt auf einem Firmengelände und alles wirkt etwas provisorisch. Das große Plus hier ist die Nähe zur Altstadt die ca. 2 Km entfernt ist.

 

Skyline der Altstadt

 

Morgen schaue ich mir die Stadt an und erledige dabei meine Einkäufe und Besorgungen.

 

Tagesdaten: 110 Km / 7:20 Std.Fz. / 205m Anstieg

 

 

 

 

Dienstag der 18.07.

Noch ist es trocken als ich mit dem Rad in die Stadt fahre, aber die dunklen Wolken kündigen schon den nächsten Regenschauer an. Die Altstadt ist gespickt mit Sehenswürdigkeiten, die bekanntesten sind wohl das Schwarzhäupter Haus und die Petri-Kirche.

 

Das Schwarzhäupter Haus

 

Auf dem Marktplatz tummeln sich die Touristen mit ihren Reiseführern die bemüht sind ihre Schäfchen zusammenzuhalten. Viele Japaner mit Mundschutz sehe ich. Die müssen ja eine schlimme Krankheit haben das sie solche Masken tragen müssen. Ich erfreue mich am Anblick und Gesang der jungen Damen, auch wenn ich den Text nicht verstehe.

 

(schmutzige Lieder) zur Laute

 

Im Supermarkt kaufe ich Lebensmittel ein und Bares ziehe ich am ATM. Der bargeldlose Zahlungsverkehr ist in den Baltischen Staaten sehr verbreitet. Hier kaufen die Leute z B. Kaugummis ein und bezahlen mit Karte.

Anschließen schlendere ich durch die Altstadt bis zu den Markthallen wo draußen jeder irgendetwas zu verkaufen hat. Da sind Ständer mit Gemüse, Obst oder selbst gesammelte Pilze oder Beeren aus dem Wald.

 

   Der Turm der Petri Kirche und der Konvent Hof       Verkäuferin am Marktstand

 

Eine Marktfrau

 

Bevor der nächste Regenschauer runter kommt mache ich mich auf den Heimweg. Morgen will ich früh los damit ich vor dem Berufsverkehr zur Stadt hinaus bin.

 

 

 

 

Mittwoch den 19.07.17

Gestern als ich aus der Stadt zurück bin fällt mir per Zufall auf das die vordere Spannschraube des Sattels gebrochen ist. So kann ich nicht fahren und vor Morgen um 9:00Uhr macht kein Fahrradladen auf. So besinne ich mich auf meine handwerklichen Fähigkeiten und repariere ich den Sattel selber. Das nötige Material habe ich bei meinen Ersatzteilen bis auf zwei Muttern M8. So klappere ich alle Wohnmobile ab und frage danach, bei einem Österreicher in der Werkzeugkiste werde ich fündig. Jetzt noch eine halbe Stunde knifflige Arbeit und der Sattel ist wieder in Ordnung.

 

Der Sattel von unten Abgelichtet

 

So kann ich heute Morgen schon um 6Uhr20 in den Sattel steigen und zur Stadt hinaus pedalen. Die Rechnung ist aufgegangen, früh loszufahren um dem Berufsverkehr aus dem Weg zu gehen. Nach 17 km habe ich die A9 erreicht die nun quer durchs Land bis zur Stadt Lipäja an der Ostsee verläuft.

 

 

Nach anfänglichen Dunst klart es auf und die Sonne scheint. Später schiebt der Wind nach und nach die Wolken von der Ostsee ins Land. Gerade habe ich “Gabi hundert“ gerufen, da fallen die ersten Regentropfen. Im Ort Broceni bei 112 TKm kaufe ich ein und mache Pause an einer Überdachten Bushaltestelle. So schnell ändert sich das Wetter hier denn die Tee Pause habe ich noch bei strahlendem Sonnenschein auf einer Bank genossen. Um 15:00 Uhr setze ich zum Endspurt an auch das Wetter wird zusehens besser und wie schon so oft ist es abends am wärmsten.

 

Das Land der Flüsse, Seen,Teiche und Störche

 

 

Kurz hinter dem Dorf Cleclere kommt ein Reklameschild 5 Km bis zum Hotel und 15 Km bis zum nächsten Campingplatz. Am Ortseingang von Skrundas kommt das vier Sterne Boutique Hotel „Skrundas Muiza“ welches in einem schönen Park liegt. 70,- € das Zimmer incl. Frühstück versteht sich sagt mir der nette Mann an der Rezeption. Ich erkläre ihm was ich mache und das ich nicht so viel fürs Übernachten ausgeben möchte. Kein Problem sagt er, überlegt kurz und ruft einen Freund an der Zimmer vermietet. Dieser kommt mit dem Wagen und lotst mich bis zu seinem Hostel “ Ventas“

 

Gerade kommt eine Gruppe von einer Paddeltour zurück

 

Da habe ich ja nicht im Entferntesten mit gerechnet. Es ist ein wunderschönes großes, an dem Fluss Ventas gelegenes Grundstück mit einem zweigeschossigen Holzhaus. Unten ist der Aufenthaltsraum, Küche, Sauna, Duschen und WC. Im Obergeschoss die Schlafräume. Wiedermal so ein Glücksgriff. Am Abend koche ich mir ein Nudelgericht und im Kühlschrank steht noch eine Flasche Schwarzbier für mich.

 

Tagesdaten: 151Km / 9:05 Std in Fahrt / 364m Anstieg

 

 

 

 

Donnerstag den 20.07.1

Der Fluss um 6:00 Uhr

 

Nach dem ich bezahlt (16,-€) und mich verabschiedet habe, fahre ich noch mal zum Hotel Skrundas Muiza und gebe dort bei einem Kollegen des Portiers eine Visitenkarte ab was ich gestern in der Eile vergessen habe. Danach starte ich durch zur Stadt Liepaja.  Sie erreiche ich, nur von einer Tee Pause unterbrochen, wo ich auch das Zelt in der Sonne trockne, um 13:00Uhr.

 

Die Alte Markthalle von Liepaja

 

Eine kurze Stadtrundfahrt mit dem Rad unternehme ich danach orientiere ich mich Richtung Klaipeda, mein nächstes Ziel. Den zweiten Campingplatz  „Kempings Verbelnieki“ steure ich an weil der auf dem Schild Wifi verspricht. Ein schön im Grünen gelegener Platz direkt an den Dünen der Ostsee, die ich mir anschaue nach dem ich mein Camp aufgebaut und einen heißen Kaffee geschlürft habe.

 

Mit Tisch und Bank für uns Radler immer wichtig

 

Der Weg zum Strand ist mit den Markierungen nicht zu verfehlen. Das könnten die Damen vom Dülkener Strickklübchen gemacht haben.

 

Die Ostsee ist noch ein wenig zu kalt um ein Bad zu nehmen, oder man muss vorher in die Sauna

 

Tagesdaten: 85 km / 4:55 Std in Fahrt / 285m Anstieg

 

Jetzt teste ich mal wie gut das Internet hier ist, ihr werdet es Sehen.

 

 

 

Freitag den 21.07.

In der Früh verlasse ich den schönen Campingplatz. Elf Grad zeigt das Thermometer und die Schleierwolken verdecken nach und nach den blauen Himmel. Da fällt mir das Lied ein was Rudi Carrell 1975 geträllert hat. „Wann wird’s mal wieder richtig Sommer……… Die 44Km bis zur Grenze zu Litauen sind monoton und langweilig kein Ort kein Dorf nur Bäume rechts und links. Da ist die Baustelle, in der mit EU Mitteln die Straßendecke erneuert wird, eine willkommene Abwechslung.

 

An der Grenze von Lettland zu Litauen

 

Erstmal geht alles so weiter wie gehabt diesmal Bäume links und rechts. Frühstück hatte ich in Lettland die Teepause mache ich nach 3 Stunden Fahrt in Litauen.

 

 

Dieses Straßenschild hat mich zum Nachdenken angeregt. Ich würde dem Ministerium für Straßenschilder vorschlagen eine Republikweite Ausschreibung zu machen unter dem Motto „Unser Hirsch soll schöner werden“ an dem sich alle Künstler der Nation beleidigen können. Als erster Preis würde ich dann eine Flasche Jägermeister spendieren.

 

Kurz vor Palanga ist eine Umleitung ausgeschildert der ich keine Beachtung schenke denn mit dem Rad kommt man fast überall durch. Aber eben nur fast, hier findet ein Autorennen statt und ich muss einen Umweg von acht Kilometer machen um wieder auf die ursprüngliche Route nach Klaipeda zu gelangen. Um kurz vor Drei Uhr erreiche ich den Campingplatz Pajurio kurz vor Klaipeda der ganz gut besucht ist.

 

 

Drückt mir mal die Daumen, morgen möchte ich auf die Kurische Nehrung fahren und mit Sonnenschein wäre das natürlich viel schöner.

 

Tagesdaten: 102 Km / 6:10 Std. in Fahrt / 212m Anstieg

 

 

 

Rückblick Lettland

Was will man rückblickend über ein Land schreiben wo man sich nur 5 Tage aufgehalten hat. Viel unverbrauchte Natur, klare Bäche und Seen große Wälder habe ich gesehen. Es gibt hier sicher vielmehr zu entdecken aber mein Zeitplan gibt leider nicht mehr her.

 

Die hellen Nächte des Nordens

 

 

 

 

Samstag den 22.07.

Gestern Nachmittag kurz nach mir, rollt auch Horst aus Zwickau auf den Campingplatz. Wir kommen schnell ins Gespräch und am Abend sitzen wir noch lange zusammen und Fachsimpeln über unsere große Leidenschaft dem Reiseradeln. Horst ist auf dem Rückweg von seiner Nordkap Tour und auch schon drei Monate unterwegs. Nach dem Frühstück verabschieden wir uns weil Horst sich noch Klaipeda anschauen will. Doch er hat es sich anders überlegt, denn kurz drauf stehen wir zusammen auf der Fähre die uns rüber auf die Kurische Nehrung bringt.

 

 

Nach dem wir den Radweg, der durchgehend Asphaltiert ist, gefunden haben pedalen wir bei Postkartenwetter über die Halbinsel.

 

Die Ostsee

 

Vom höchsten Punkt der Neringa kann man die Ostsee, und auch das Kurische Haff sehen.

 

Das Haff

 

Meist durch lichte Kiefernwälder oder direkt hinter den Dünen verläuft der schmale Radweg, der später auf die Haff Seite wechselt.

 

Horst in Fahrt

 

Dort geht es die Küste entlang wo in traumhaftschöner Landschaft die Häuser mit Seeblick liegen.

 

Eins schöner als das Andere

 

Der Hafen von Nida

 

Um 12Uhr 30 passieren wir den Hafen vom hübsch rausgeputzten Touristenort Nida wo wir noch Proviant und Getränke einkaufen bevor wir unsere Zelte auf dem „ Nidos Kemingas“ Platz aufbauen. Horst fährt Morgen nach Königsberg dem heutigen Kaliningrad das in der russischen Exklave liegt für das man ein russisches Visum braucht. Ich lege einen Pausentag ein und werde am Montag zurück nach Klaipeda pedalen.

 

Tagesdaten: 66 Km / 4 Std. in Fahrt / 222m Anstieg

 

 

 

Sonntag den 23.07.

Gestern Abend lud Heinz mich zum Essen ein und um das gleich klarzustellen ich habe nur eine Pizza gegessen.

 

So um die 50 cm Durchmesser Pizzen haben wir verputzt

 

Ein umgebautes Militärfahrzeug aus der DDR

 

Der Oldtimer kommt aus der Gegend wo auch Horst wohnt und mit den Eigentümern, eine Familie mit zwei Jungens, haben wir einen schönen Abend verbracht.

 

Am Morgen Frühstücke ich mit Horst und nach dem er los geradelt ist mache ich eine Wanderung zu den Parniddener Dünen.Die Kurische Nehrung ist eine von Wind und Wellen geformte Halbinsel die auf Grund ihrer einzigartigen Natur und besonderen Architektur im Jahr 2000 in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen wurde.

 

Diese Dünen sind Naturschutzgebiet und das Betreten ist streng verboten.

 

Von der riesigen Sonnenuhr und Kalender aus wandere ich durch die Dünenlandschaft und es bieten sich immer neue Ausblicke auf Nida und das Haff.

 

 

Am Nachmittag schaue ich mir noch Nida und den Hafen an. Dabei sehe ich das auch zurzeit täglich ein Schiff übers Haff zum Dorf Minge fährt und auch Räder mitnimmt (20,-€). Ich aber werde zurück über die Nehrung nach Klaipeda pedalen um auf der anderen Seite vom Haff vorbei Pedalen.

 

 

 

 

Montag den 24.07.

Als ich heute Morgen vom Platz rolle traue ich meinen Augen nicht, da kommt mir doch ein Tuk Tuk entgegen.

 

Indien lässt Grüßen

 

Ich versuche eine andere Strecke zurück zu radeln als auf der Hinfahrt, was aber nur Stückweise gelingt.

 

Man sieht direkt wo der Wind herkommt

 

Die Beiden haben den Strand für sich alleine

 

Kunst am Haff

 

Um 12Uhr 15 setze ich mit der Fähre nach Klaipeda über und mache erst mal zweites Frühstück. Danach verlasse ich die Großstadt mit dem Ziel Silute. Den ganzen Nachmittag sieht es nach Regen aus doch es bleibt trocken. Auf der Straße No.141 ist viel Verkehr aber die Straße ist breit genug um sicher zu fahren. Der nächste Campingplatz liegt 12 Km abseits meiner Route also versuche ich in Silute ein Zimmer zu bekommen. Doch hier ist alles ausgebucht und so lasse ich mir den Wassersack füllen um wild zu Zelten. Gerade habe ich den Ort verlassen da sehe ich rechts einen Mini Camping. Auch wenn keiner da ist baue ich das Zelt schon mal auf und Koche mir Nudeln, denn es sieht so aus als würden sich jeden Moment des Himmels Schleusen öffnen. Als ich gegessen habe probiere ich das Internet aus und ich habe eine Verbindung. Gegen 20:00 Uhr kommen die Eigentümer und kassieren 5 € für die Übernachtung. Das ist doch mal wieder prima gelaufen. Jetzt sind es 20Uhr30 und der Himmel ist fast wolkenlos.

 

Tagesdaten: 110 Km / 7:05 Std. in Fahrt / 255 m Anstieg

 

 

 

 

Dienstag den 25.07.

Zwei Stunden brauche ich meist nach dem Aufstehen bis ich startklar bin. So auch heute, da bin ich um acht Uhr wieder auf der Straße. Im Ort Paesegial sehe ich das Schild „ LITUVOS PASTAS“ das ist keine Litauische Nudelmarke, nein das ist die Post. Hier erstehe ich zwei Postkarten eine ist für mein großes Mädchen Emma und die andere geht an Gisela.  Die Karten schreibe ich direkt und gebe sie am Schalter ab.

 

 

Heute hat die Straße Nr.141 viele Gesichter, mal ist sie eine schmale Allee dann wiederum eine gut ausgebaute Chaussee.

 

 

Bis zur Pause ist es ein kurzweiliges fahren, weil die Straße von einem Dorf zum anderen führt und es immer was zu sehen gibt. Vieles ist noch aus der Deutschen Zeit und wird auch gepflegt, genau wie die deutsche Sprache. Mit Deutsch kommt man hier also gut zurecht.

 

 

Ein sehr gepflegtes Ehrenmal                                  Ein Wegekreuz

 

Am Nachmittag frischt der Wind auf der mir ins Gesicht bläst, aber Wind und das Wellenreiten auf den Hügeln Litauens können mir den Spaß am Fahren nicht nehmen.

 

Ein typisches Holzhaus auf dem Land mit vor gebautem Eingang

 

Um 16:00 Uhr bin ich im Ort Jubarkas meinem Ziel für heute, denn ab Morgen geht es, nach dem ich heute Richtung Osten gefahren bin, wieder nach Süden. Am Orts Ortseingang sehe ich das Schild: Camping mit B&B und nach dem ich die Tageseinkäufe getätigt habe, fahre ich dort hin. Ein älteres Ehepaar, Elena und Arunas empfangen mich herzlich. Als ich höre das das Zelten 7,-€ incl. Frühstück kostet und das Zimmer 15,-€, nehme ich die Komfort Variante. Na wie hättet ihr Euch da entschieden. Am Abend gehe ich mal aus Essen, denn ich habe Lust auf ein großes Stück Fleisch.

 

 

Ein Steak 4,80€ und ein großes Bier 1,60€ bei den Preisen schmeckt es mir noch mal so gut.

 

Tagesdaten: 97 Km / 6:30 Std.Fz / 223 m Anstieg

 

 

 

 

Mittwoch den 27.07.

Wie besprochen haben Elena und Arunas das Frühstück um sieben Uhr fertig und decken für mich auf der Terrasse ein.

 

Ein super Frühstück wo auch ein immer hungriger Radler satt wird

 

Von Elena und Arunas verabschiede ich mich, nach dem ich mich noch ins Gästebuch eingetragen habe. Um kurz nach acht Uhr überquere ich die Memel den geschichtsträchtigen Strom.

 

 

In der Antike war die Memel ein Teil der Bernsteinstraße die von der Ostsee bis zum Mittelmeer verlief. Auch als Grenzfluss wird die Memel in der ersten Strophe des Deutschlandlieds erwähnt. Von der Maas bis an die Memel……

Der Straßenbelag der Brücke wird gerade erneuert aber auch die Straße No.137 ist bis zum Tageskilometer 18 eine Baustelle.

 

Schöne Kirche in der Stadt Kudirkos Naumiestis, die an der russischen Grenze liegt

 

Hier mache ich Pause nach 50 Km Beinarbeit. Gestärkt geht die Fahrt weiter über Vilkaviskis nach Marijampole wo ich um 15:00 Uhr das Mercure vier Sterne Hotel betrete. Den jungen Mann an der Rezeption frage ich nach einer Unterkunft in der Stadt die deutlich unter dem des Mercure liegen sollte so um die 15,- Euro. Der sehr freundliche und hilfsbereite Portier telefoniert und druckt mir dann eine Wegeskizze mit Name des Guesthouse aus, was auch nur ein paar Steinwürfe entfernt liegt.

 

Das Guesthouse und Pilgerzentrum „Domus Beati“

 

Wenn ich nicht den Namen und Adresse gehabt hätte wäre ich vorbei gefahren an diesem schönen, frisch renovierten Gebäude. Eine junge Frau, mit dem der Portier telefoniert hatte, wartet schon auf mich. Das Rad kommt in den Flur und mein Zimmer im ersten Stock ist hell und modern eingerichtet. Das Dreibettzimmer habe ich heute für mich alleine und Free-WiFi gibt es noch obendrein und das alles für 15,-€. Kaum zu glauben aber war.

Morgen sind es noch 35 km bis zur polnischen Grenze ich bin schon ganz gespannt und neugierig auf unser Nachtbarland.

 

Tagesdaten: 95Km / in 6:00 Stunden im Sattel / 304 m Anstieg

 

 

 

 

Donnerstag den 27.07.2017

 

Ein wirklicher Geheimtipp dieses Guesthouse

 

Um kurz nach Sieben verlasse ich das Haus, keiner ist da von dem ich mich hätte verabschieden können. Azur blauer Himmel und die Sonne strahlt als hätte sie was gut zu machen.

 

 

Die Straße verläuft schnurgerade aus und steigt mit jedem Hügel ein paar Meter an, bis ich nach 33 Km auf 200 Meter bin und die polnische Grenze erreicht habe.

 

 

Ein komisches Gefühl befällt mich wenn ich daran denke, dass die nächste Grenze die ich überschreite, die zu meinem Heimatland ist. Aber jetzt gibt es erst mal so einiges zu erledigen. Eine Straßenkarte von Polen bekomme ich im Shop. Hundert Euro tausche ich gegen 420 Zloty ein. Die Euros kommen in die Zweite Geldbörse. Nach der Tee-Pause kann es weitergehen.“ Halt“ die Uhr noch eine Stunde zurückstellen, so kann es um 10:30 Uhr weitergehen. Das muntere Hügel Hopping geht weiter nur etwas entspannter weil der Seitenstreifen auf der viel befahrenen Straße nun von 0,50 m auf 2.00 Meter verbreitert ist. Hinter der Stadt Suwalki pedale ich auf der Nebenstraße 653 in Richtung Olecko.

 

Der Kenda Kadre Made in China

 

Seit langer Zeit mal wieder einen Platten. Ich habe förmlich darauf gewartet, weil die Lauffläche des Hinterradreifens total abgefahren ist. In Nepal habe ich den montiert und er hatte eine Laufleistung von ca 5.600 Km. Da kann man nicht meckern. Ich nutze den Anlass und montiere den in Leh erstandenen Schwalbe Mondeal Reifen. Da müsste ich jetzt mit nach Hause kommen.

Um 16:45 schimmert der See an dem Olecko liegt, durch die Bäume. Ich bin im östlichen Teil der Masuren angekommen, dem früheren Ostpreußen. Eine Unterkunft finde ich im zweiten Anlauf. 70,- Zloty mit Frühstück und free Wifi.

 

Abendliche Stimmung in den Masuren

 

Tagedaten: 95Km / 7:10 Std In Fahrt / 551m Anstieg

 

 

 

Rückblick Litauen

Auch dem letzten Land im Baltikum habe ich nur einen Kurzbesuch abgestattet aber doch so einiges in der Zeit über Land und Leute erfahren können. Vielleicht liegt es daran das ich die letzten Tagen etwas abseits der touristischen Pfade pedalt bin.

 

 

An Elena und Arunas werde ich denken wenn das Wort Litauen fällt.

 

 

 

 

Freitag den 28.07.

Nach einem guten Frühstück “ Kaffee und Eier mit Speck „  nehme ich die Kurzetappe nach Gizycko, dem früheren Lötzen in Angriff. Die Straße 655 schlängelt sich durch die Landschaft jeder Motorradfahrer wäre begeistert. Dazu das leicht hügelige Terrain einfach schön und kurzweilig zu fahren. An zahlreichen Seen führt die Straße vorbei und so manche Wasserlandschaft ist zu sehen.

 

Ein abgestorbener Birkenhain

 

Einer von zahlreichen Seen

 

Dann wieder wechselt die Landschaft vom dichten Wald zum offenen Agrarland

 

Das Kornfeld braucht noch eine Weile bis es abgeerntet werden kann.

 

Um kurz nach Mittag rollen meine Räder durch das Centrum von Lötzen. Die Liste der Sehenswürdigkeiten ist lang: Die Ev. Kirche, die Festung Boyen , das Brunon Kreuz und  eine Drehbrücke . Ich schaue mir den alten Wasserturm von 1900 an der jetzt ein Cafe beherbergt.

 

Einen alten Wasserturm haben wir auch in Dülken.

 

Der Herr der Drehbrücke im Luczanskikanal von 1860

 

Wenn er am Rad dreht bewegen sich die 20 Meter lange und über 100 Tonnen schwere Brücke.

Mir ist der Rummel hier zu groß so fahre ich zur Stadt hinaus und finde einen kleinen Campingplatz der an einem Jachthafen grenzt und sogar Free Wifi zu bieten hat. Den Nachmittag verbringe ich auf der überdachten Veranda des Kiosks denn es regnet. Hier gibt es gutes Essen und kühles frisch gezapftes Bier und aus dem Lautsprecher trällert ABBA gerade ihre Dancing Queen. Jetzt hoffe ich mal auf besseres Wetter für morgen.

 

Tagesdaten: 68 km / 4:20 Std. / 399m Anstieg

 

 

 

 

Samstag den 29.07.

In der Nacht hat es noch geregnet doch gegen Morgen als ich zum Zelt hinausschaue ist es leicht bewölkt und trocken. Das Zelt habe ich auf der Holzterrasse vom Kiosk aufgebaut, so ist es angenehmer als im nassen Gras. Ich würde jedem raten ein Zelt zu kaufen das nicht unbedingt abgespannt werden muss. Auch die Farbe ist wichtig, bei Menschen so wie ich, die Licht brauchen, ist ein terrakottafarbenes Zelt besser als ein dunkel Grünes. Also legt euch mal rein bevor ihr kauft dann seht ihr den Unterschied. Das Zelt baue ich zuletzt ab aber trocken ist es nicht.

Kurz nach sieben Uhr verlasse ich den Platz hier herrscht noch Nachtruhe. Heute steht eine ganz besondere Besichtigung auf meinem Plan. Der wohl geheimste Ort in der Nazizeit, der schon beim Bau verschiedene Decknamen trug, will ich mir anschauen. Der Führer Adolf Hitler selbst gab ihm dann den Decknahmen „Wolfsschanze“ mit Anspielung auf seinen Namen. Heute ist nichts mehr geheim ca. 10 Km vorher weisen schon große Reklametafeln auf das Führerhauptquartier hin. Nach 30 km erreiche ich diesen historischen Ort, bezahle 15,-Zloty Eintritt und kann das Rad an der Rezeption Parken. Auch ein Campingplatz ist in der Anlage vorhanden.

 

 

Über Hundert Gebäude standen hier einst. Über einen eigenen Bahnanschluss und ein Flugplatz verfügte das Führer Hauptquartier in dem sich der Führer lange Zeit aufhielt während des Russlandfeldzuges.

Hier in der Besprechungsbarracke verübte Claus Schenk Graf von Staufenberg am 20 Juli ein Attentat auf Hitler welches aber scheiterte und ihm und viele aus der Widerstandsbewegung das Leben kostete.#

 

 

 

Zerborstene Bunkeranlagen die 8 -10 Meter Stahlbetondecken hatten und von der Wehrmacht auf dem Rückzug gesprengt wurden.

 

Bunker mit Panoramablick nach der Sprengung, ein Bunker nach meinem Geschmack

 

Eine gute Stunde bin ich in dem weitläufigen Gelände unterwegs. Viele Gedanken gehen mir durch den Kopf. Ich denke an die menschenverachtenden Befehle die hier beschlossen worden sind und wie es möglich war das ein Volk hinter so einem Rattenfänger hergelaufen ist. Ich glaube das wir auf dem richtigen Weg sind mit dem vereinigten Europa damit so etwas nicht mehr passieren kann. Rattenfänger sind auch heute wieder unterwegs und verkünden Lauthals ihre Weltanschauungen.

Alexander von Humboldt hat einmal gesagt: Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die der Leute welche die Welt nie geschaut haben.

Mit den Gedanken im Kopf pedale ich zurück zur Hauptstraße und weiter nach Ketrzyn dem früheren Rastenburg ein schöner schmucker Ort, der Geburtstag feiert.

 

 

Zehn Kilometer weiter kommt der Pilgerort Swieta Lipka  (heilige Linde)

 

Auf der Wiese vor der Kirche kann ich mein Zelt ausbreiten, welches den Verzehr einer Stulle und einer Flasche Bier lang dauert, dann ist das Zelt trocken. Bis zu meinem heutigen Ziel der Stadt Reszel ( Rössel ) sind es nun noch sechs Kilometer. Nach dem ich im Ort angekommen bin, eine Stadtrundfahrt mit dem Rad hinter mir habe, Einkäufe getätigt, finde ich auf Anhieb die Pension die ich mir im Netz ausgesucht habe.

 

Die Burg von Reszel

 

Nach dem ich mein Zimmer bezogen habe, das Radlerdress zum Trocknen auf der Leine hängt mache ich noch einen Spaziergang durch die Gemeinde, schaue mir die Kirche den Altar und die große Orgel an. Den Turm mit 236 Stufen steige ich hoch, denn von hier aus hat man einen tollen Rundumblick.

 

Wer jetzt weck genickt ist, macht nix war auch viel Text heute.

 

Tagedaten: 64 Km / 4:40 Std. in Fahrt / 428m Anstieg

 

 

 

 

Sonntag den 30.07.2017

Meine Landpartie beginne ich um sieben Uhr dreißig unter makellos blauen Himmel. Die Route führt fast ausschließlich über Nebenstraßen von Reszel ( 594) über Bisztynek, ( 57) (513) Lidzbark- Warminski, (507) Braniewo ( 504) nach Frombork . Das sind nur die Namen der Ortschaften ohne kleinen Dörfer und Siedlungen zu nennen. Fast ausschließlich über von Linden beschattete Alleen führt die Straße von Dorf zu Dorf.

 

 

Eine von vielen Dorfkirchen

 

Ostpreußen war früher schon die Kornkammer Deutschlands auch jetzt sehe ich fast ausschließlich  Getreidefelder.

 

Diese Burg in Lietzbork- Warminski wurde restauriert und beherbergt heute ein vier Sterne Hotel

 

Hier auf dem Land gibt es sie noch“ die Tante Emma Läden“

 

Um 16:45 Uhr bin ich auf dem Campingplatz von Fromborg  wo ich mein Lager für zwei Tage auf schlage.

 

 

Ein schöner Platz mit Tisch und Bank und Free Wifi.  Beim schreiben dieses Berichts habe ich 13876 Mücken erschlagen und immer noch kommen neue. Das Anti Mücken Spray scheint den Mücken als Markierung zu dienen „ Attacke hier sitzt ein Mensch“

Morgen nach der großen Wäsche schaue ich mir Frauenburg an.
 

Tagesdaten: 117 Km  / 6:50 Std Fz. / 687 m Anstieg und 711m Abstieg

 

 

 

 

Montag den 31.07.

Heute genieße ich den radfreien Montag und schlafe bis sieben Uhr dreißig. Beim Frühstücken schaue ich mir das geschäftige Treiben der Anderen an, die weiterwollen. Nach dem die Wäsche erledigt ist, fahre ich zur Stadt und zum Hafen um mich über die Fährverbindung von Frombork nach Morska zu informieren. Ab Frombork fährt keine Fähre nur ein Ausflugschiff das aber keine Räder mitnimmt.

 

 

Da muss ich Morgen 17 Km weiter zur Stadt Tolkmicko von dort fährt um 11Uhr eine Fähre wie ich in Erfahrung bringen konnte.  Nach dem ich mir die Frauenburg angeschaut habe, und mir das Haupthaar hab kürzen lassen, esse ich im Hafen ein leckeres Dorschfilet mit Salzkartoffeln.

 

Die Frauenburg

 

Zurück auf dem Campingplatz nehme ich mir mein Rad vor, an dem so einiges zu machen ist. Ich tausche den Schnellspanner am Vorderrad der defekt ist. Flicke einen Schlauch denn Gestern hatte ich einen Platten.  Ein neues Ritzel hinten und eine neue Kette muss ich montieren da sie verschlissen sind. Kein Wunder bei über 9000 Km Laufleistung. Die Teile habe ich als Ersatz mitgenommen. Für den abgebrochenen Vorderradständer bringt Gabi mir einen Neuen mit nach Danzig.

 

Alt und neu

 

Die Zähne des Ritzels sind von der Kette schon kleiner geschliffen und die Kette ist gut zwei Zentimeter länger geworden.

 

Morgen, wenn die Infos richtig sind, setze ich über auf die Nehrung. Dann schließ sich der Kreis und ich habe die Exklave Kaliningrad von Russland um radelt.

 

 

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